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Dienstag, 5. August 2014

welt.de: Ein Elektroauto, 350 km/h schnell und Saft für 600 Kilometer Strecke an Bord

          entnommen aus der FB Seite eines neuen FB Freundes, siehe auch:

                   Tesla Roadster / Hackenheim

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Lin Exus hat einen Link via Jo Conrad geteilt.


Ein Elektroauto, 350 km/h schnell und Saft für 600 Kilometer Strecke an Bord – klingt ziemlich schräg? Doch der Quant mit Flusszellenantrieb ist auf dem Weg zur Serie.

Auszug:....

Dieses Salzwasser-Elektroauto ist eine Sensation

Ein Elektroauto, 350 km/h schnell und Saft für 600 Kilometer Strecke an Bord – klingt ziemlich schräg? Doch der Quant mit Flusszellenantrieb ist auf dem Weg zur Serie.

Von Stefan Weißenborn

Jetzt im Verkehr anzutreffen – zumindest im Prinzip: Die Quant e-Sportlimousine, ein Elektroauto mit Flusszellen-Antrieb, hat die Straßenzulassung erhalten.
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Foto: Nanoflowcell AG
Die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Aber rund um Stuttgart könnte es schon sein, dass einem dieser Tage ein futuristisch anmutendes Gefährt begegnet, das ein Logo trägt, das bis jetzt an keinem anderen Automobil klebt. Ist dann auch kein Motorgeräusch zu hören, dann wird es der Quant sein.
Denn das bislang einzige Exemplar der flüsterleisen elektrischen Sportlimousine, ein Forschungsfahrzeug einer neuen Automarke, steht derzeit in Weissach nahe Stuttgart bei einem Entwicklungspartner und hat jüngst nach Abnahme durch den TÜV die Straßenzulassung erhalten. Diese Erlaubnis von Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr ist eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Serienfertigung.
Was jetzt folgt, ist die Homologation, der Genehmigungsprozess, bei dem überprüft wird, ob auch alle technischen Details den behördlichen Vorschriften entsprechen – von den Bremsen über die Beleuchtung bis zu den Sicherheitsgurten.
So weit, so normal. Auch andere Hersteller müssen auf dem Weg zur Markteinführung diese Etappen durchlaufen.

Klingt nach Sciene-Fiction, ist aber wahr

Doch die Quant e-Sportlimousine der Nanoflowcell AG mit Sitz Liechtenstein ist das erste Fahrzeug mit Flusszellenantrieb. Was nach Science-Fiction klingt, könnte nicht weniger als die Elektromobilität revolutionieren. "Wir sind sehr schnell, voller Einsatzwillen, gehen an Grenzen und sind unserer Zeit ein Stück voraus", so die etwas wolkige Aussage von Nunzio La Vecchia, technischer Leiter bei Nanoflowcell, der den Prototypen federführend erdacht, entwickelt und aufgebaut hat.
Bei seinem ersten Auftritt auf dem Genfer Automobilsalon in diesem Frühjahr parkte der elektrische Flitzer in nächster Nähe zum Tesla-Stand, und sollte der Quant irgendwann nach der für 2015/2016 erwarteten Homologation tatsächlich in den Handel gehen, dann wäre er eine krasse Kampfansage an den amerikanischen Elektropionier.
Der Hersteller verspricht zumindest für das 5,25 Meter lange Forschungsfahrzeug eine Dauerleistung von 653 PS, in der Spitze würden es die vier Elektromotoren sogar auf 925 PS bringen. Ein maximales Drehmoment von viermal 2900 Newtonmetern soll den 2,3 Tonnen schweren Viersitzer mit den riesigen Flügeltüren in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren können. Die Endgeschwindigkeit betrage rund 350 km/h.
Das allein schon sind unerhörte Werte für einen Stromer, doch was die Konkurrenz aufschrecken lässt, ist die Reichweite: Bis zu 600 Kilometer hat Nanoflowcell ermittelt, und da sei noch Luft nach oben. "Hohlraum für ein größeres Tankvolumen ist da", sagt Firmensprecher Volker Pulskamp-Böcking. Der Prototyp kann zweimal 200 Liter Treibstoff tanken. Wobei Treibstoff hier eine Elektrolyt-Flüssigkeit ist, eine wässrige Lösung mit Metallsalzen. Salopp: Salzwasser.

Auch Schiffe mit Flusszelle denkbar

Diese ionisierte Flüssigkeit umspült, vereinfacht gesprochen, eine Membran in der Flusszelle von zwei Seiten. Aus dem einen Tank kommt eine positiv aufgeladene Elektrolyte, aus dem anderen eine negative. "Bei dieser Redox-Reaktion entsteht elektrischer Strom", erläutert Pulskamp das Grundprinzip. Wenn die Prozesse Reduktion und Oxidation parallel stattfinden nennen Experten das auch "kalte Verbrennung".
Einst patentieren ließ die Flusszelle als alternative Speichertechnologie 1976 die Nasa. Nanoflowcell hat das Prinzip aufgegriffen und nach eigenen Angaben verfeinert, hält jedoch geheim, wie. Im Vergleich zur bei Elektroautos verbreiteten Lithium-Ionen-Technologie für die Akkus spricht der Hersteller bei der Energiedichte vom Faktor fünf: Fünffach größer sei die mögliche Reichweite.
Marktstart, Preise, Ausstattung, Auslegung und weitere Parameter stehen so früh im Entwicklungsstadium wie üblich noch nicht fest. Doch sind auch andere Fahrzeuggrößen und Karosserieformen nicht ausgeschlossen. "Es werden alle Szenarien durchdacht", sagt Sprecher Pulskamp.
Nach Vorstellungen der Nanoflowcell AG könnten künftig auch große Schiffe mit einem Flusszellenantrieb umweltfreundlich über die Meere schippern, denn was aus Schornstein und Auspuff herauskommt, ist nichts als Dampf oder ein unschädliches Granulat, je nach technischem Verfahren. Oder Häuser könnten "als autarke Systeme" ihren eigenen Strom erzeugen – nur die Elektrolyte-Tanks müssten regelmäßig befüllt werden. Bereits genutzt wird die Flusszellen-Technik für das Energiemanagement von Windkraft- und Solaranlagen.

Immenser Liter-Verbrauch und trotzdem billiger

Was man aber bereits sagen kann: Der neue Treibstoff wird günstig sein. Eine Liter der Elektrolyt-Flüssigkeit werde sehr viel billiger als ein Liter Benzin. Das wäre auch notwendig, denn das Forschungsfahrzeug benötigt im besten Fall rund 66 Liter Elektrolyte. Die Treibstoffkosten auf 100 Kilometer sollen dennoch niedriger sein. Auch das Tanken selbst stelle keine Hürde dar und sei so schnell erledigt wie bei Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
Nur: Bislang gibt es keine Infrastruktur zum Befüllen der gigantischen Tanks des Quant, es existiert noch keine einzige öffentliche Zapfsäule. Was das Forschungsauto schluckt, wird vom Forschungsteam erzeugt. Wie für das ganze Auto ist Nanoflowcell auch beim Herstellen der Salzwasserlösung noch auf der Suche nach weiteren Partnern.
Auf dem Weg zur Homologation für die Serienfertigung hat Nunzio La Vecchia immerhin schon Bosch Engineering im Boot. Die Tochter des großen Automobilzulieferers hilft derzeit dabei, zwei weitere Prototypen aufzubauen. Und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwo in der Nähe von Stuttgart demnächst einen Quant über die Straße stromern zu sehen – wenn auch zunächst nur ein bisschen.

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