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Montag, 1. Oktober 2018

„Lebe, lache, schreibe“: Seren Evisen hält als freiberufliche Autorin Erinnerungen fest

    wenn mich nicht alles täuscht, habe ich mit Ihr gestern in Bad Kreuznach beim Brunch vom Atatürk Verein gesprochen..., Sie war echt sehr witzig..., hat gebabbelt wie aus Mannem :-)

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Zum Portfolio von Seren Evisen gehört das Schreiben von Memoiren, Biografie-Reisen, begleitetes Schreiben, Lektorat und Korrektorat. Unter anderem geht es ...
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Auszug:


„Lebe, lache, schreibe“: Seren Evisen hält als freiberufliche Autorin Erinnerungen fest

Von Isabel Mittler
vor 2 Monaten
Zum Portfolio von Seren Evisen gehört das Schreiben von Memoiren, Biografie-Reisen, begleitetes Schreiben, Lektorat und Korrektorat.  Unter anderem geht es ihr darum, Geschichten und Erinnerungen der älteren Generation zu bewahren.  Foto: Isabel Mittler
Zum Portfolio von Seren Evisen gehört das Schreiben von Memoiren, Biografie-Reisen, begleitetes Schreiben, Lektorat und Korrektorat. Unter anderem geht es ihr darum, Geschichten und Erinnerungen der älteren Generation zu bewahren. Foto: Isabel Mittler Foto: Isabel Mittler
BAD KREUZNACH - Manchmal möchte man der Nachwelt etwas erzählen, es festhalten für die Nachkommen, sich auf große und kleine Ereignisse im Leben besinnen. Doch nicht jedem ist es gegeben, die richtigen Worte oder gar einen Anfang für seine Geschichte zu finden. Hier möchte Ilgin Seren Evisen helfen. „Lebe, lache, schreibe“ ist die Devise der türkischstämmigen jungen Frau. Vor einem Jahr hat sie ihre Tätigkeit als Ehrenamtskoordinatorin im AWO-Seniorenzentrum Lotte Lemke in der Saline Theodorshalle aufgenommen. Seit Anfang des Jahres bietet sie freiberuflich außerdem über „Masal Levon“ Hilfe und Anleitung rund ums Schreiben an. Zu ihrem Portfolio gehören folgende Dienstleistungen: Schreiben von Memoiren, Biografie-Reisen, begleitetes Schreiben, Lektorat und Korrektorat.
Bei ihrer Arbeit im Altenheim treffen zum Beispiel syrischstämmige Ehrenamtler mit den deutschen Bewohnern zusammen, um gemeinsam zu lernen. Fast alle der Bewohner im Alter von 70, 80 Jahren müssten auf eine Fluchterfahrung blicken. „Die einen wurden aus Pommern oder Preußen vertrieben, die anderen haben die Landverschickung am eigenen Leibe erfahren, weil es daheim nicht mehr sicher war“, erinnert Evisen.
Immer wieder komme es vor, dass sich die Bewohner gegenseitig von ihren jeweiligen Kriegserfahrungen erzählten. Deutlich werde dabei, dass jeder auf seine Art traumatische Erlebnisse aufarbeite. „Geschichten werden zur Geschichte. Und somit total wertvoll“, betont Evisen, die das, was sie tut, auch im politschen Kontext in aktuellen Zeiten von Flucht und den damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet.
KINDHEIT
Seren Evisen erläutert, wie es zur Idee der Biografin kam: Aufgrund ihres eigenen Migrationshintergrundes bekam sie ihre Großeltern, Tanten, Cousins und Cousinen in der Türkei in der Kindheit selten zu sehen. Umso schöner waren für sie die Sommerurlaube, in denen sie viele spannende Geschichten, Märchen, Gedichte, Kinderreime, Rezepte und Familiengeheimnisse erzählt bekam. Sie hat Wissen und Erlebtes der Familie aufgeschrieben – wie ihre Erinnerung als Fünfjährige, als ihr die Großmutter bei Tee und Gebäck die Heldenreise ihres Großvaters erzählte, der im Ersten Weltkrieg verschwunden geglaubt, nach Jahren zu seiner Familie zurückkehrte.
Ihre schreiberischen Fähigkeiten wurden aber auch von einem älteren Herren in Anspruch genommen, der die Geschichte der gemeinsamen Liebe seiner Gattin zur Goldhochzeit schenken wollte. Die Episoden vom Kennenlernen bis zum Jubelfest wurden in Buchform gedruckt und mit Fotos angereichert. „Und einem Taschentuch, das beim ersten Treffen eine Rolle spielte“, verrät die 33-Jährige.
Sollte jemand Hilfe beim Aufsetzen eines Liebesbriefes benötigen, kann auch hier die Freiberuflerin weiterhelfen. „Ihrem Gegenüber gut zuhören, um das zu Papier zu bringen, was ausgedrückt werden soll“, sei hier die Kunst. Auf die Frage, ob schon VIPs bei ihr angeklopft haben, um ihre Memoiren zu verfassen, schüttelt die Wahl-Kreuznacherin schmunzelnd den Kopf. „Noch nicht.“
„Bei den bisherigen Biografien oder Memoiren ging es um das Reflektieren über das bisherige Leben, um Familie, darum, das Erlebte besser einzusortieren, Frieden zu schließen, anzukommen“, berichtet sie. Und bei älteren Herrschaften? „Sie sagen: Wir haben so viel Schlimmes erlebt – Krieg, Flucht, Verlust. Ihre Erkenntnisse lauten, Streit bringt nichts, Krieg auch nicht. Wichtiger ist, dass man mit seiner Familie und seinem Beruf glücklich ist.“
Evisen weiß, dass es gerade in einer schnelllebigen Leistungsgesellschaft und in Zeiten einer Zerrissenheit der Kulturen auch viele jüngere Menschen dazu bewegt, sich den Kummer von der Seele zu schreiben. Die „Generation global“ stelle sich die Frage, wo sie eigentlich hingehöre. Und leider sei der Heimatbegriff gegenwärtig eher negativ besetzt. Sich jedoch auf Familie und Geschichte zu besinnen, sei auch eine Form von Heimat.
Seren Evisen erinnert sich selbst gerne an ihre Kindheit und ihre türkische Heimat. Und sie erklärt, was sich hinter dem Namen ihres jungen Unternehmens verbirgt. „Masal ist türkisch und bedeutet Märchen und ist zudem der Name eines Onkels, der im zarten Alter von vier Jahren starb. Meine Kindheit war geprägt mit Geschichten von diesem Kind, das seine Eltern und Geschwister über alles liebten und so wurde Masal der Märchenjunge.“
Märchen laden für die Biografin nicht nur zum Träumen ein, sondern dienen auch als Lebenshilfe, Ratgeber oder als Vermittler anderer Kulturen. „Levon ist armenisch und heißt der Löwe. Also Sinnbild für Stärke, Energie und Stolz. Was lag also näher als den Märchen-Löwen zu nutzen, um mit einem solchen Projekt anzufangen, bei dem Sprache, Texte, Erinnern und Besinnen im Vordergrund stehen?“, stellt die Ehrenamtskoordinatorin fest.
Seren Evison hat in der Türkei studiert, dort geforscht, und sie war viel in der Entwicklungshilfe in Indien und auch in Armenien unterwegs. Die literarische Verbindung zweier sonst verfeindeter Kulturen als Kunstnamen zu wählen, lag ihr aufgrund ihrer Verbundenheit zu beiden Kulturen sehr am Herzen.
Evisen kann übrigens auch sarkastisch und ironisch schreiben. Das beweist sie mit ihren Beiträgen für das deutsch-türkische Onlinemagazin „maviblau“. Hier taucht sie unter anderem in den ganz eigenen Kosmos der „Tikis“, der steinreichen „türkischen Tussis“ ein. Ein Phänomen, das sie auch schon wissenschaftlich bei ihrer Magisterarbeit beleuchtet hat.

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