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Mittwoch, 26. Juni 2019

SWR 1 Anstösse: Vergebung


Quelle: kirche-im-swr.de

„Vergeben ist das Wichtigste!“  Wir bereiten gerade einen Gottesdienst vor. Eine, die mitmacht, betont immer wieder: „Vergeben ist das wichtigste!“ Obwohl es in dem Bibeltext, den wir lesen, gar nicht um Vergebung geht. Aber sie sagt schon wieder „Für mich ist klar. Ohne Vergeben geht es nicht!“ Die anderen verdrehen schon die Augen.
Nach dem Treffen habe ich überlegt: Hat sie denn recht? Ist Vergebung wirklich das wichtigste? Es heißt doch Glaube, Hoffnung, Liebe – diese Drei sind wichtig. Vor allem die Liebe.
 Aber es stimmt ja:  Liebe ohne Vergebung- das wäre keine echte Liebe. Egal, wen und wie wir lieben – wir werden immer auch Vergebung brauchen. Weil wir nicht immer für den Anderen da sind. Weil wir oft etwas sagen, was den anderen  trifft. Oder  nichts sagen, sondern schweigen und damit jemanden sehr verletzen können.
Vergeben ist wichtig. Und nicht selbstverständlich. Ich kenne Leute, die sagen stolz. Ich vergesse nichts! Und meinen zum Teil auch: ich vergebe nichts.
Es geht bei uns  ja oft um Recht haben, Recht behalten, Recht durchsetzen. Das fängt schon am Frühstückstisch an: „Deine Schuld! Wenn Du das Glas nicht so blöd hingestellt hättest, wäre es mir nie umgefallen. Das hast Du getan!“
Dieses ganze Hin- und Herschieben von Schuld, das wäre doch nicht nötig, wenn Menschen leichter vergeben könnten. „Es tut mir leid.  Ehrlich!“ sagt der eine und dann kann der andere sagen:  „Ja, ist ok. Vergeben und  vergessen.“
Dem Anderen vergeben. Sich selber vergeben, wenn man  etwas falsch macht. Im Vater unser, dem Gebet, das Jesus seinen Freunden beigebracht hat, gibt es die Bitte: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Auch bei Gott gilt. Ohne Vergebung geht es nicht.
Vielleicht muss man manchmal, so wie dieser Frau im Vorbereitungskreis, darauf bestehen: Vergebung ist  so wichtig.  Und dann am besten selbst damit anfangen.

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