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Freitag, 2. August 2019
Das Erwachen der göttlich-männlichen sexuellen Energie
Das Erwachen der göttlich-männlichen sexuellen Energie
Auszug:
Reifeprozesse der Männlichkeit
Unsere Väter und Vorväter, die männlichen Nachwuchs in erheblichem Maße prägen, sind teils noch kriegsgeschädigt, waren abwesend oder hatten arbeitsbedingt keine Zeit. In einer Zeit ohne Initiationsriten und ohne männliche Mentoren fällt es Söhnen immer schwerer, das wahre Mannsein zu entdecken. Mannsein bedeutet wild zu sein, ohne jemanden zu verletzen, weder seelisch noch körperlich, sondern mit Ausdauer, Zielstrebigkeit, Logik und Kreativität authentisch und beschützend voranzugehen. Vom Mannwerden zum Mannsein gilt es einen Weg zu beschreiten, der nicht ohne Weiteres von alleine stattfindet. Wichtig sind echte männliche Vorbilder, die man nicht sehr häufig findet im Alltag. Oder wir entdecken sie in Filmen, wenn Helden das Böse jagen und Frauen retten, ihnen Geborgenheit, Schutz und Sicherheit geben. In Fussballarenen schiessen unsere Helden entscheidende Tore und lassen sich im Fanhimmel verewigen. Wir Männer brauchen uns an diesen Eintagshelden nun wirklich nicht orientieren, aber wir dürfen uns selbst gelegentlich an den Eiern packen und reflektieren, wie es um unsere eigene Männlichkeit eigentlich „STEHT“.
Initiationsriten, bei denen Jungs zu Männern werden, wie sie bei indigenen Völkern von Mentoren immer noch praktiziert werden und uns brachial, gar brutal vorkommen, sind unserer Gesellschaft fremd. Stattdessen suggerieren jährlich stattfindende Girlsdays in Firmen, dass Mädchden und Jungs irgendwie „gleich“ sind, die selben Grundvoraussetzungen für ALLES haben. So füllen aufgrund zunehmend unbewusster Identitätskrisen Heranswachsende ihre innere Mannesleere mit Drogenexperimenten, Smartphonexzessen und brutalen Videospielen. Das Bedürfnis von Jungs und Männern sich mit Altersgenossen zu messen ist als archetypisches Muster im Mann genetisch verankert und muss ausgelebt werden. Jedoch lieber im realen Leben, beispielsweise in Sportvereinen anstelle in der virtuellen Welt.
Irgendwann kapitulierte der Wilde Mann als Beschützer der Welt
Wenn man sich in der Gesellschaft umschaut, scheint es, als wären wir Männer unterdessen zu Witzfiguren verkommen. So wie der Mann, der im Werbespot nachts mit Schnupfen nach seiner Mutter verlangt. Al Bundy, dem sein Feierabend vor dem Fernseher wichtiger ist als seine Ehefrau. Politikmänner, die in aller Öffentlichkeit anderen Menschen lautstark ins Wort fallen, anstelle sie ausreden zu lassen. Das alles hat mit Männlichkeit nicht viel zu tun. Dass die Anzahl der Singlehaushalte in den letzten Jahren immer mehr angestiegen ist, zeugt davon, dass es anscheinend immer schwieriger geworden ist, verbindliche Beziehungen einzugehen: „In den vergangenen zwanzig Jahren ist die Anzahl der Single-Haushalte in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Besonders der Männeranteil bei den jüngeren Singles (bis 49 Jahre) ist auffällig hoch.“
In einigen Kulturen heißt es, der „Wilde Mann“ sei der männliche Beschützer der Welt. Was passiert, wenn es keinen männlichen Beschützer mehr gibt, können wir heute gut beobachten, sowohl in der Welt als auch in unseren Beziehungen. Dies braucht uns nicht verwundern, wurde doch alles Authentische, Wilde und Ursprüngliche in den letzten zirka 1000 Jahren systematisch „unter Kontrolle“ gebracht, weil es Angst machte, eine Gefahr für das System darstellte. Die männlichen Bewusstseinsstufen auf der eigenen Heldenreise zu entdecken, heißt auch, Authentizität zurück zu erlangen. Dadurch würde auch alles Künstliche um uns herum wieder natürlicher werden. Ein in sich verankerter wilder Mann und eine in sich verankerte wilde Frau, die beide ihre Wildheit ausleben, aber jederzeit kontrollieren können, können die Welt mit unserem heutigen Wissen in eine neue Ära heben.
„Alles Gute ist wild und frei“. Henry David Thoreau
Vor 1000 Jahren brach nach langer Epochen die Welt der Wilden Götter zusammen, weil das Christentum keine weiteren Götter neben dem einen neuen Gott duldete. Ein Einheitsbrei an Mystik löste die verspielte Vielfalt ab, was dazu führte, dass die Fähigkeit des Mannes zum Mythologischen Denken und Fühlen nachliess. Die Überlieferungen der Stammesältesten und Mentoren über Odin und Thor, Lugh und Alator wurden den jungen Männern zunehmend vorenthalten, aus Angst vor der neuen mächtigen Religion. Anschliessend kam die Zeit, als zunehmend Großgrundbesitzer, Kirche und Adelige fleissige Arbeitskräfte für die Landwirtschaft benötigten. Der Mann war fortan Untertan und fügte sich brav in das sich neue ausbreitende System ein. Dann kam die Wissenschaft und forderte den Mann zum alleinigen analytischem Denken auf, kreative Energien mussten zurückstecken und das Wilde im Mann bildete sich nun endgültig zurück. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert war der Mann nur noch ein funktionierendes Glied in einem verzahnten System aus gefühlskaltem Eisen und Stahl. Nur der Dampf der Dampfmaschinen war noch ungezügelt, brachial und wild.
Seit dem 20. Jahrhundert sitzt der einst wilde Mann mit der um den Hals gebundenen Krawatte, das Halschakra abwürgend kaum Luft zum Atmen, hinter dem Schreibtisch, und erfüllt als Befehlsempfänger von Konzernen und Staaten Richtlinien, Pläne, Vorgaben, Excel-Tabellen und Budgets. Von einem Wildem Mann kann schon lange nicht mehr die Rede sein, eher von Kevin Schmidt, dem austauschbaren Darlehnnehmer, Samenspender und Kiga-Bringer – mit dem Endziel: die eigene perfekt geplante Doppelhaushälfte mit Garage und Gasgrill. Im Zuge der Emanzipierung der Frau wurde der Mann dann zum Krawattenträger auch noch ein Sensibelchen, ein Ja-Sager, ein Frauenversteher (zumindest versucht er das, aber welcher Mann schafft das schon??), ein Mann, der für seine Familie allzeit im Einsatz ist, für seinen Arbeitgeber oder seine Firma sowieso. Soweit so gut. Einiges kam hinzu, Einiges ging verloren.
Die meisten Frauen würden wohl einen kantigen beherzten und mit Dreitagebart coolen Lenny Kravitz einem weichgespülten korrekten wie aus dem Ei gepellten Kevin Schmidt vorziehen, der seine Krawatte immer vorbildlich um den Hals gebunden trägt und das Smartphone immer bei sich hat. Warum? Weil ein Lenny Kravitz in einer heute künstlichen Welt den wilden Mann noch am ehesten repräsentiert und Gegensätze auch heute noch sexy sind, Genderwahn zum Trotz. Nun verfügt vielleicht nicht jeder Lenny Kravitz aus der Vorstadtsiedlung über die selben finanziellen Mittel wie das Original mit der markanten männlichen Stimme aus Miami. Welchen Preis wäre also die Damenwelt zu zahlen bereit, könnte sie einen Lenny Kravitz aus der Vorstadtsiedlung mit unregelmäßigen Jobs und ungeregeltem Tagesablauf anstelle eines glatt gebügelten Kevin Schmidt haben, der aber dafür über ein sicheres monatliches Einkommen verfügt?
Gib niemals einem Mann ein Schwert, der nicht tanzen kann. Keltisches Sprichwort
Die drei Entwicklungsphasen der Männlichkeit
Jeder Mann durchläuft im Idealfall drei zentrale Bewusstseinsstufen, die er im Rahmen seiner individuellen, aber archetypischen Heldenreise bewältigen darf. Bewusstseinsstufenübergreifend tritt er hierbei die heilige Reise durch die sieben Aspekte seiner Seele an (diese Archetypen begegnen ihm in allen drei Entwicklungsphasen):
– den Jungen
– den Vater
– den wilden Mann
– den Krieger
– den Liebenden
– den Magier
– den König
Abgesehen von allen Phasen liegt es an ihm, sich während aller drei Bewusstseinsstufen von sämtlichen Abhängigkeiten zu lösen: Unabhängigkeit von Mutter und Vater (gerade die mütterliche Seite ist ja oft ein sehr schwerwiegendes Thema), Süchten wie Alkohol, Sex, Drogen, Konsum und Extremsport. Selbst von seiner Freundin oder Frau darf er sich emotional nicht abhängig machen und ihre von Zeit zu Zeit ausgetragenen Spielchen nicht mitspielen – eben jene kleine Spielchen, die Kali, die Zerstörerin, bei seiner Frau hin und wieder inszeniert. Liebe Frauen, ihr wisst genau wovon ich spreche ;) Falls nicht, sorry, dann bist du nicht gemeint… ;) Aber eines steht fest: Je unabhängiger ein Mann ist, desto mehr kommt er in seine wahre Männlichkeit. Das muss seiner Frau oder Freundin nicht immer gefallen.
Phase 1: Pubertierphase
Die erste Phase ist relativ einfach abgehandelt, zeichnet sich die Pubertierphase eben dadurch aus, dass aus dem Jungen ein Mann wird. In der Pubertät ist der Heranwachsende emotional aufbrausend, unkontrolliert und naiv. Seine Wildheit ist kaum zu bändigen und mit teils riskanter Neugierde will er die Welt erkunden. Er misst sich gern mit Altersgenossen und will stets zu den Gewinnern zählen. Bleibt ein Mann in dieser Phase stecken, und das soll es geben, nenne ich sie der Einfachheit halber „Pubertiermänner“. Bei den indigenen Völkern werden heute noch Iniationsriten durchgeführt, die einige Tage und Nächte, aber auch Jahre andauern können – je nach Kultur. Klassischerweise müssen die jungen Männer eine Zeit lang alleine in der wilden Natur verbringen, teils ohne Nahrung, und haben so die Möglichkeit, mit ihrer natürlichen inneren Leere Kontakt aufzunehmen, und nichts ist da, was die Leere künstlich füllen könnte. Dabei werden sie von Mentoren beschützt. Klasse, dass es auch bei uns Männer gibt, die Initiationsriten für Jugendliche möglich machen. Ist die Pubertierphase überstanden, so kommt nun der Übergang in die…
Phase 2: Lichtphase
Viele Politiker und Religionsführer scheinen in dieser Lichtphase festzustecken, daher wollen diese „Lichtmänner“ vorderscheinig Harmonie und das Gute für die Welt, erschaffen dabei jedoch das Böse. Lichtmänner sind meist sehr ernsthaft und pflichtbewusst. Auch Gutmenschenmänner sind hierbei zu nennen, aber auch einige Esoteriker, Lichtarbeiter und „Gurus“ verlieren sich in diesen lichten Welten der noch nicht ganz ausgereiften Männlichkeit. Wer nur nach dem Licht strebt, klammert aus, dass er selbst noch Schatten in sich trägt. Doch gilt es gerade auf dem Weg in die nächste Bewusstseinsstufe des Männlichen, auch den Schatten an die Oberfläche zu bringen, ihn anzuschauen und zu akzeptieren, mit ihm umzugehen ohne ihn zu verurteilen. Wenn ich zufällig Diskussionsrunden von Politikermännern im TV sehe, das ist sehr selten, muss ich feststellen, dass sie eher kleinen Kindern ähneln als reifen erwachsenen Männern. Keiner lässt den anderen ausreden und hört wirklich zu, was andere zu sagen haben. Sie beharren auf ihrem Recht und akzeptieren keine andere Meinung. Wie kleine Kinder will jeder den Ball haben und nicht mehr hergeben. Ich befürchte, dass einige Politiker gar noch in der Pubertierpase feststecken. Sie sollten dringend ihr inneres Kind therapieren, bevor sie über andere Menschen entscheiden. Das hat nichts mit Männlichkeit zu tun, eher mit Verzweiflung oder einer schwerwiegenden Psychose. Ein weiteres (gefährliches) Kennzeichen dieser Lichtmänner ist Profilierungssucht. Nobody is perfect und alles auch halb so schlimm, solange die Schatten nach und nach erkannt werden und Mann geht somit langsam über in die:
Phase 3: Schattenphase
Die eigenen Schatten sind zusehends integriert und müssen nun nicht mehr nach Außen projiziert werden, beispielsweise auf andere „böse“ Frauen und Männer. „Schattenmänner“ sind Freigeister und akzeptieren die Meinung anderer, können über sich selbst lachen und haben meist auch altersbedingt aufgrund ihrer Lebenserfahrung eine gewisse Reife. Ein Schattenmann vermag es, die Speere zu senken, zu vermitteln und Brücken zu bauen, er kann aber auch Grenzen setzen, wenn es notwendig wird. Über den Schattenmann wird der Mann nun endgültig zum König seiner Selbst. Er konnte die sieben Aspekte seiner Seele, also den Jungen, den Vater, den wilden Mann, den Krieger, den Liebenden, den Magier und den König in sich integrieren, diese im Kern seines Selbstes heilen und vollständig befreien. Zielgerichtet und fokusiert tut er die Dinge, die getan werden müssen und sagt das, was gesagt werden muss. Er setzt seine Energie gezielt nur da ein, wo sie benötigt wird und bleibt gelassen, wenn die Emotionen um ihn herum hochkochen. Seine Schöpferkraft zeichnet sich dadurch aus, dass er etwas anpacken und seine sexuelle Energie mit einer Frau in magischer aber auch wilder Weise teilen kann, eine sexuelle Energie, die verbindet, statt teilt. Dann ist er…
Der den Frauen zugewandte Mann
In der mythischen Welt ist Odin noch lebendig, Thor und Dionysos, Hermes und Zeus. Mythologisches Denken kann uns Männern helfen, die unfehlbaren und fehlbaren Helden der Mystik als Inspirationsquelle zu entdecken und mit ihnen gemeinsam auf Heldenreise zu gehen. Mystik und Märchen erzählen uns auf fantastische Weise, was in uns selbst vor sich geht, was geschehen kann, wenn wir hinsehen und uns reflektieren – in Bildern. Mythologisches Denken bedeutet, die Fähigkeit zu haben, sich die Götter und ihr männliches ausgelassenes, kraftvolles und zielstrebiges Handeln vorstellen zu können, ohne sich darin zu verlieren.
Männer, erhebt euch und lebt eure heilige Männlichkeit im Alltag, in Beziehungen, beim Sex, wohl wissend damit umzugehen, nämlich wild aber jederzeit kontrollierbar als der den Frauen zugewandte Mann, der im Wald mit der Hexe tanzt. Dann entsteht zwischen Mann und Frau die Spannung der Gegensätze als pulsierende Energie, die überschwappen kann, nicht gebändigt werden mag und den Götterhimmel zum Leuchten bringt.
Copyright: © Alex Miller / www.gehvoran.com
U.a. inspiriert von:
Eisenhans von Robert Bly
mythenherz von Dirk Grosser
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