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Dienstag, 2. Juli 2019

jüdisches Bingen - Peter Frey über den Umgang mit unserer Vergangenheit / FAZ: ...wenn wir Juden weiter behaupten....

         eben mehr oder weniger "zufällig" entdeckt, Hinweis, das ist nicht "unser Peter Frey"


VG-Bgm. Peter Frey, Prof. Vieweg, OTL Angermayer

        mit Peter Frey sollten wir uns mal im Justizzentrum Bad Kreuznach unterhalten, evtl. kann Er hier schonmal einen Kommentar drunter schreiben
 
FAZ: ...wenn wir Juden weiter behaupten....

die Verbrechen der khazarischen Mafia

HP vom Zentralrat der Juden, vor der Schoa lebten 500.000 bis 600.000 Juden in Deutschland

Gedenktafel in Wallhausen zur Judenverfolgung - mit Anmerkungen von Josef Knichel

Frank Roland Gabler: mit der "Schuldfrage" steht und fällt alles - die Rolle Deutschlands

mit Hass vergiftet man sich selbst - Befreiung von Auschwitz

Dr. Hans Penner zum "Holocaust"

Israel soll Deutschland und Iran atomar vernichten - ein Fall für die Staatsanwaltschaft


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Peter Frey spricht am 14. Vovember 2008 in Bingen über den Umgang mit der Vergangenheit.

Auszug:


Dr. Peter Frey Über das Erinnern – vom Umgang mit der Vergangenheit

Veranstaltung im Großen Saal des Kulturzentrums Bingen Bingen, 14. November 2008 - Teil 5 -
Welche Lehren ziehen wir? Für mich sind vier Punkte wichtig: Es sind die Verantwortung für die Bewahrung der Erinnerung, der Umgang mit Minderheiten heute, das Bewusstsein für die Bedrängnis der jüdischen Gemeinden auch bei uns und der besondere Bezug gerade Deutschlands zu Israel.
Lassen Sie mich die einzelnen Punkte kurz ausführen. Ich denke, wichtig ist erst einmal, dass wir uns bewusst werden: es sind nun wir, an denen die Erinnerung hängt. Es hilft dabei, dass in Deutschland eine Erinnerungskultur gewachsen ist – und Erinnerung nicht mehr erkämpft werden muss. Es ist eine Erinnerungskultur in Literatur und Lehrplänen, eine Kultur mit ganz sichtbaren Zeichen in unseren Stadtlandschaften. Dabei überzeugt mich übrigens oft das Kleine mehr als das Große. Gewiss, es ist gut, und dafür gebührt der umstrittenen Lea Rosh großer Dank, dass in Berlin das Holocaust-Mahnmal entstanden ist. Es ist, trotz vieler Bedenken, zu einem unübersehbaren Zeichen geworden, dass dieses Land sich seiner Vergangenheit stellt. Zu den angesichts der monumentalen Größe des Denkmals fast unvermeidlich erschienen Schmierereien ist es nicht gekomme. Das Konzept funktioniert. Und es legt für uns alle Ehre ein.
Aber wirkungsvoller sind vielleicht die kleinen Erinnerungsorte im Alltag. Im Berliner Stadtteil Steglitz beispielsweise stellt schon seit Jahren eine Spiegelwand das Schicksal der vielen jüdischen Mitbürger dar, die von hier aus in die KZs verschleppt wurden. Die Geschichte dieser Menschen, ihrer Entrechtung, ihrer Demütigung, schließlich ihres Abtransports, ist so in diese Wand hineingeritzt, dass der Betrachter sich zunächst einmal selbst erkennt. Am Samstag findet darum herum der Wochenmarkt statt. Oft werden Blumen niedergelegt. Die Spiegelwand ist Teil des Lebens geworden und so sollte es mit der Erinnerung sein.
Aber wir müssen auch in die Zukunft schauen. Selbstverständlich muss das Schicksal der Juden für uns eine ständige Mahnung im Umgang mit Minderheiten sein. Der italienische Schriftsteller Primo Levi sagt doch mit Recht: „Es ist geschehen. Und folglich kann es wieder geschehen“. Also müssen wir achtsam sein, in unserer Nachbarschaft – und so weit uns das möglich ist in der weiten Welt. Im jüdischen Museum in Berlin hat gerade eine Ausstellung über die Verfolgung der Christen im Südsudan stattgefunden. Darauf müssen wir achten. Wir müssen aber auch lernen, mit Minderheiten bei uns tolerant umzugehen – und ihnen einen gerechten Anteil im gesellschaftlichen Leben einräumen. Da wird es konkret und umstritten, wenn wir über Bildungs- und Arbeitschancen für Migranten sprechen. Wenn wir über das Recht der Muslime sprechen, auch mit auffälligen Moscheen bei uns präsent zu sein. Toleranz ist nicht Beliebigkeit. Und Toleranz hat auch ihre Grenzen, die das Grundgesetz definiert. Toleranz beginnt aber dort, wo wir auch anderen die Räume für die Verwirklichung ihrer Lebensformen gewähren müssen, auch wenn sie uns fremd sind.
Mein dritter Punkt betrifft das jüdische Leben in Deutschland. Es ist ein Glück, dass so viele Juden nach dem Holocaust wieder in unser Land gekommen sind. „Wer sich ein Haus baut, der bleibt“, das wurde bei den spektakulären Synagogen-Neubauten in Frankfurt, Dresden und München gesagt – und wir sollten stolz darauf sein, dass jüdische Menschen heute wieder eine Zukunft in Deutschland sehen. Aber Juden sind auch heute eine bedrängte Minderheit. Nur etwa 100.000 Menschen in einem Volk von mehr als 80 Millionen. Diese Pflanze muss noch wachsen und wir müssen Sie schützen. Schützen heißt: Sich interessieren, nicht überfordern, selbstverständlich miteinander umgehen. Vielleicht kann Bingen ja auch einen Beitrag beim Projekt des Neubaus der Synagoge in Mainz leisten.Schließlich viertens: Unser Verhältnis zu Israel. Das Entstehen Israels ist ohne den Holocaust nicht denkbar. Mit Israel verbindet uns nicht nur die Geschichte und eine geschichtliche Verantwortung, sondern auch eine Grundüberzeugung was die Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit angeht. Israel hat dieses Jahr seinen 60. Geburtstag begangen und ist immer noch ein bedrängtes Land. Wer in die Enge getrieben ist, macht Fehler. Und ich will nicht verschweigen, dass ich manchen konkreten politischen Schritt der israelischen Regierung und manches große Bauwerk – das mich an die Mauer von Berlin erinnert – nicht gut mittragen kann. Aber das lässt sich leicht sagen, wenn man nicht fast täglich mit der Gefahr von Terroranschlägen konfrontiert ist und sich nicht mit Nachbarn auseinander setzen muss, die das eigene Existenzrecht in Frage stellen. Antsemitismus kommt heute oft im Gewand der Kritik, überzogener und unfairer Kritik an Israel daher. Die Bundeskanzlerin hat bei ihrer Rede am Sonntag daran erinnert: Wer von einem „Vernichtungskrieg“ der Israelis gegen die Palästinenser spricht, der lügt und bedient antisemitische Impulse. Es geht nicht darum, das dieses Land, das einzig wirklich demokratische im Nahen Osten, das mit seiner eigenen politischen Klasse schonungslos umgeht, nicht kritisiert werden darf. Nein, die schärfsten Kritiker Israels sind Israelis selbst. Aber hören wir selbstkritisch hin, wie die Kritik formuliert wird und fragen wir uns, ob sie nicht manchmal mit dem Ziel überzogen wird, Israel heute und das Nazi-Regime quasi auf eine Stufe zu stellen. Das sagt mehr über die Kritiker als über Israel aus.
Deshalb: Israel braucht unsere Solidarität, Anteilnahme – eine lebendige Verbindung – und deshalb: reisen Sie dorthin, prüfen Sie, ob Bingen mit seinen vielfältigen und tiefen jüdischen Bezügen einen Städte- oder Schüleraustausch begründen könnte, holen Sie sich israelische Autoren und Künstler in die Stadt, schaffen Sie ein lebendiges Netz, das verbindet. Es ist die beste Versicherung gegen Vorurteile, Intoleranz und neuen Anti-Semitismus.
Über das Erinnern, meine Damen und Herren, haben schon viel Berufenere im Grunde alles gesagt haben. Es geht heute, wenn wir über Erinnerung sprechen, nicht mehr um den großen Wurf. Es geht vielmehr – und dieses Thema hört nie auf – darum, was das Erinnern für uns bedeutet. Für jeden von uns ganz persönlich. Ich habe in dieser Rede schon ein paar Vorschläge gemacht, auf offene Themen und offene Fragen hingewiesen. Erlauben Sie mir, dass ich am Ende noch Beispiele nenne, die auch hier in Bingen ein Nachdenken auslösen könnten, was noch zu tun ist. Eines will ich bestimmt nicht: Dem Arbeitskreis Jüdisches Bingen noch mehr aufbürden. Im Gegenteil: es geht darum, Initiativen für die Erinnerungsarbeit auf ein breiteres Fundament zu stellen. Auch die Kirchen müssen sich fragen, was sie in dieser Zeit getan, vor allem, was sie unterlassen haben. Kultur- und Sportvereine sollten herausfinden, wie lange Jüdinnen und Juden bei ihnen Mitglied sein durften und unter welchen Umständen sie ausgestoßen wurden. Wie war es in Chören, bei der Feuerwehr – und unten am Rhein bei den Frauen am „Wäscheschiffchen“? Es gibt viele Beispiele, an denen man sich orientieren kann. Am Ende muss und wird Bingen, das mit der Landesgartenschau ja auch viel neues Selbstbewusstsein erworben hat, seinen eigenen Weg in der Erinnerungskultur finden.
Über das Beispiel aus Berlin hinaus will ich auf zwei Initiativen verweisen, die mir vorbildlich erscheinen: Das erste sind die sogenannten „Landauer Gespräche“ in der Handels- und Weinstadt in der Pfalz, in der es eine ähnlich große und florierende jüdische Gemeinde wie in Bingen gegeben hat. Die „Landauer Gespräche“, die seit den frühen 90er Jahren einmal im Jahr geführt werden, sind zu einer Art lebendigem Denkmal geworden, einem Mahnmal für Toleranz und den Wert der Auseinandersetzung. Landau könnte noch an einer anderen Stelle ein Vorbild sein. Dort gibt es das vorbildlich restaurierte Frank-Loeb’sche Haus, das Stammhaus der Familie Frank, aus dem auch die Eltern der berühmten Anne Frank hervorgegangen sind. Dieses Haus ist zu einem Kulturzentrum geworden, mit einer kleinen, aber eindrucksvollen Ausstellung über die Geschichte der Landauer Juden, einschließlich eines kleinen Synagogenraums mit sakralen Gegenständen. Die Erinnerung hat in Landau einen bleibenden Ort. Das Haus ist zu einem wirklichen Verbindungsglied zwischen Gegenwart und Vergangenheit geworden – übrigens auch ein Stück Heimat für die, die Landau verlassen mussten. Viele Schulklassen kommen hierher, um einen Eindruck in jüdisches Leben zu bekommen, einmal eine Thora-Rolle oder Gebetsriemen zu sehen. Vielleicht könnte auch Bingen einen solchen Raum finden und schaffen. Ein zweites Vorbild ist mir in der Stadt Osnabrück aufgefallen. Dort gibt es einen sogenannte „anderen Stadtführer“ – ein Führer durch die Stadt mit Hinweisen auf Verfolger und Verfolgte zur Zeit des Nationalsozialismus. Gewiss, mit dem Schriftsteller Erich Maria Remarque und dem Maler Felix Nussbaum hat Osnabrück prominente Protagonisten, um der untergegangenen jüdischen Gemeinde zu begegnen. Aber dieser Stadtführer, der zeigt, wo die Häuser jüdischer Familien standen, der die Geschichte von Synagogen und Judenschulen kurz umreißt, der aber auch klarmacht, wo SA und SS ihre Hauptquartiere hatten, wo die Opfer zuerst eingeliefert und gequält wurden, ist auch so etwas wie ein „Denk-mal“, ein ganz anderer Wegweiser zur Erkundung der Geschichte der eigenen Stadt. Übrigens haben ihn sechs Schülerinnen und Schüler und zwei engagierte Lehrer eines Osnabrücker Gymnasiums erarbeitet. Und solche gibt es hier in Bingen sicher auch.
Und eine dritte Anregung: Vielleicht findet sich irgendwo im Binger Stadtbild, möglicherweise auf dem jüdischen Friedhof, ein Platz für jene Liste der Verstoßenen, die ich zitiert habe, für eine Gedenktafel der Deportierten und Ermordeten. Auch sollten die beiden Daten, an denen jeweils mehr als 70 jüdische Menschen in den Osten transportiert wurden, der 20. März und der 27. September 1942, im Gedächtnis der Stadt Bingen eine besondere Rolle spielen.
Meine Damen und Herren, ich bin froh, dass wir uns heute hier getroffen haben. Erinnerung ist keine Last, sondern eine Befreiung. Was wir erinnern, auch wenn es schmerzhaft ist, das kann uns nicht mehr beherrschen. Nur wer sich dem Schmerz stellt, kann ihn überwinden. Wir können die Lücke, die der Holocaust in unser Land und, wie wir gesehen haben, auch in unsere Stadt geschlagen hat, nicht mehr schließen. Die Lücke ist da – und die Menschen, die Binger Juden, sie fehlen uns. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Wir können uns dem Verlust aber ehrlich stellen. Und wir können darauf hoffen und daran arbeiten, dass die Leere sich wieder füllt.
Haben Sie vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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