vor 1 Tag - Als erste Dichterin kam Jugendstadtrats-Mitglied Ida-Marie Müller in einem T- Shirt mit Deutschlandfahne auf die Bühne. Die Tochter des ...
Auszug:
Video: Markus Hild
Nachdem Yvonne Wittmann ihren abschließenden Beitrag „No Hatespeech/Vollidiot“ über Hetze im Internet und wirklichen Leben störungsfrei vorgetragen hatte, schlossen die Veranstalter Müller von der Preisverleihung aus und sprachen Wolber den ersten Platz zu. Dies quittierten einige Zuschauer mit lautem Protest, um danach die Veranstalter wütend zu kritisieren. Mitglieder des Jugendstadtrats reagierten darauf sichtlich geschockt, mehrere Jugendliche begannen sogar zu weinen.
In einer Stellungnahme gegenüber der RHEINPFALZ sagte Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) im Anschluss, der Poetry Slam sei als Plattform für eine öffentliche AfD-Provokation genutzt worden. Als zuständige Dezernentin für den Jugendstadtrat stehe sie hinter der Entscheidung des Organisationsteams.
Nach Ansicht des AfD-Kreisverbandsvorsitzenden Benjamin Haupt habe es „einigen Ideologen nicht gepasst“, was vorgetragen wurde. Der Politiker, der den gesamten Poetry Slam mit seinem Smartphone aufgenommen hatte, kritisierte die Veranstalter für ihr Handeln und kündigte an, seinen Mitschnitt im Internet zu veröffentlichen. Ein entsprechender Eintrag im sozialen Netzwerk Facebook wurde bis gestern Abend knapp 100 Mal geteilt, unter anderem von Nicole Höchst. Sie kritisierte am Abend in einer Pressemitteilung die Veranstalter: Sie hätten undemokratisch agiert.
Die stellvertretende Jugendstadtratsvorsitzende Corinna Schlosser äußerte sich auf Anfrage „nur bedingt überrascht“ über Ida-Marie Müllers Texte, aber „enttäuscht“ über deren Rolle. Der Vorfall solle nun intern aufgearbeitet werden.
Auszug:
Speyer
Speyer: Eklat beim Dichterwettstreit
Von Melanie Denzinger
Poetry Slam in der Postgalerie: Um die Preisverleihung gab es Aufregung. ( Foto: Lenz)
Unter dem Motto „Zivilcourage“ veranstalteten
Jugendstadtrat und Initiative „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit
Courage“ einen Poetry Slam. Bei diesem Wettbewerb der Bühnendichter hat
jeder Teilnehmer fünf Minuten Zeit, um das Publikum von sich und seinen
Texten zu überzeugen. Die Lautstärke des Applauses entscheidet über den
Sieger.
Als erste Dichterin kam Jugendstadtrats-Mitglied Ida-Marie Müller in einem T-Shirt mit Deutschlandfahne auf die Bühne. Die Tochter des Speyerer AfD-Bundestagsmitglieds Nicole Höchst trug Texte in Gebetform vor, die neben lateinischen Passagen Formulierungen enthielten wie „Multikulti tralala, hurra, die ganze Welt ist da“ und „Seht im Spiegel die Heuchler und liebt euren Nächsten, den Meuchler“.
Über die Applaus-Lautstärke qualifizierten sich Müller, Wolber und Wittmann fürs Finale. Dort skizzierte Laura Wolber zunächst mit dem Beitrag „Unsere liberale Welt“ Mechanismen der Ausgrenzung.
Ida-Marie Müller (14) eröffnete anschließend ihren zweiten Text mit den Worten „Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner kann man auch nicht sagen. Rassistisch ist das beides sehr, so hört man’s an allen Tagen. Wer es trotzdem wagt, wird ausgebuht“. Als sie erklärte, die von den anderen Rednern vertretene Zivilcourage sei „für’n Arsch“, erklangen aus den hinteren Zuschauerreihen Buhrufe und Trillerpfeifen. Die Veranstalter reagierten darauf mit dem Abschalten der Lautsprecher – allerdings nur für wenige Sekunden. Danach fuhr Müller in unverändertem Ton und ohne vom Blatt abzulesen fort: „Aus fernen Ländern kam der Mann an Menschenhändler ran, mit Handy und ohne Pass in unserem gelobten deutschen Land. Weil er kein Fräulein haben kann, hilft er schnell nach mit einem Messer.“
Als erste Dichterin kam Jugendstadtrats-Mitglied Ida-Marie Müller in einem T-Shirt mit Deutschlandfahne auf die Bühne. Die Tochter des Speyerer AfD-Bundestagsmitglieds Nicole Höchst trug Texte in Gebetform vor, die neben lateinischen Passagen Formulierungen enthielten wie „Multikulti tralala, hurra, die ganze Welt ist da“ und „Seht im Spiegel die Heuchler und liebt euren Nächsten, den Meuchler“.
"Der Neger ist kein Neger mehr"
Aus den Reihen der rund 100 Zuschauer gab es daraufhin lauten Jubel. Die vier übrigen Teilnehmer erhielten danach für ihre Beiträge dagegen weit weniger Applaus: Laura Wolber mit der Geschichte einer 14-jährigen Geflüchteten aus dem Sudan, Teodora Talpeanu mit einer Abgrenzung von rassistischen Handlungen, Tom Kupferschmidt mit der Aufforderung, sich eine Meinung zu bilden und sie zu vertreten, sowie Yvonne Wittmann mit einem Vortrag über ihre Zeit in einer Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.Über die Applaus-Lautstärke qualifizierten sich Müller, Wolber und Wittmann fürs Finale. Dort skizzierte Laura Wolber zunächst mit dem Beitrag „Unsere liberale Welt“ Mechanismen der Ausgrenzung.
Ida-Marie Müller (14) eröffnete anschließend ihren zweiten Text mit den Worten „Der Neger ist kein Neger mehr, Zigeuner kann man auch nicht sagen. Rassistisch ist das beides sehr, so hört man’s an allen Tagen. Wer es trotzdem wagt, wird ausgebuht“. Als sie erklärte, die von den anderen Rednern vertretene Zivilcourage sei „für’n Arsch“, erklangen aus den hinteren Zuschauerreihen Buhrufe und Trillerpfeifen. Die Veranstalter reagierten darauf mit dem Abschalten der Lautsprecher – allerdings nur für wenige Sekunden. Danach fuhr Müller in unverändertem Ton und ohne vom Blatt abzulesen fort: „Aus fernen Ländern kam der Mann an Menschenhändler ran, mit Handy und ohne Pass in unserem gelobten deutschen Land. Weil er kein Fräulein haben kann, hilft er schnell nach mit einem Messer.“
Video: Markus Hild
Von der Preisverleihung ausgeschlossen
Den Abschluss ihres Beitrags bildete die Passage: „Und die Moral von der Geschicht’: Steckt das Messer dir im Bauch, wie’s im Orient der Brauch, kannst du lauthals nur noch schrei’n, mit Rückenwind von Linksparteien: ,Nazis raus!’“Nachdem Yvonne Wittmann ihren abschließenden Beitrag „No Hatespeech/Vollidiot“ über Hetze im Internet und wirklichen Leben störungsfrei vorgetragen hatte, schlossen die Veranstalter Müller von der Preisverleihung aus und sprachen Wolber den ersten Platz zu. Dies quittierten einige Zuschauer mit lautem Protest, um danach die Veranstalter wütend zu kritisieren. Mitglieder des Jugendstadtrats reagierten darauf sichtlich geschockt, mehrere Jugendliche begannen sogar zu weinen.
In einer Stellungnahme gegenüber der RHEINPFALZ sagte Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU) im Anschluss, der Poetry Slam sei als Plattform für eine öffentliche AfD-Provokation genutzt worden. Als zuständige Dezernentin für den Jugendstadtrat stehe sie hinter der Entscheidung des Organisationsteams.
Nicht passend zum Wettbewerbsthema
Wie die städtische Pressesprecherin Barbara Fresenius gestern auf Anfrage ergänzte, seien Sätze wie in Ida-Marie Müllers Beiträgen nicht unter dem Wettbewerbsthema „Zivilcourage“ zu verbuchen, sondern eher dem Kapitel „Geistige Brandstifter schüren Ängste“ zuzuordnen. Die Interkulturelle Woche hingegen „will klares Bekenntnis für Speyer als weltoffene, vielfältige und friedliche Stadt sein“. Das Abschalten der Lautsprecheranlage sei ein konsequenter Schritt gewesen, um diskriminierenden und fremdenfeindlichen Äußerungen nicht länger ein öffentliches Forum in der Postgalerie zu bieten.Nach Ansicht des AfD-Kreisverbandsvorsitzenden Benjamin Haupt habe es „einigen Ideologen nicht gepasst“, was vorgetragen wurde. Der Politiker, der den gesamten Poetry Slam mit seinem Smartphone aufgenommen hatte, kritisierte die Veranstalter für ihr Handeln und kündigte an, seinen Mitschnitt im Internet zu veröffentlichen. Ein entsprechender Eintrag im sozialen Netzwerk Facebook wurde bis gestern Abend knapp 100 Mal geteilt, unter anderem von Nicole Höchst. Sie kritisierte am Abend in einer Pressemitteilung die Veranstalter: Sie hätten undemokratisch agiert.
Die stellvertretende Jugendstadtratsvorsitzende Corinna Schlosser äußerte sich auf Anfrage „nur bedingt überrascht“ über Ida-Marie Müllers Texte, aber „enttäuscht“ über deren Rolle. Der Vorfall solle nun intern aufgearbeitet werden.
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