1.000 Jahre
Wormser Dom:
Zeuge
dramatischer Ereignisse
Wormser Dom:
Zeuge
dramatischer Ereignisse
ZDFheute
vor 1 Stunde
Auszug:
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Die "Basilica minor" in Worms hat schon
einiges mitgemacht. Doch trotz Bauschäden und einem Brand kann sie heute
prachtvoll ihr Jubiläum feiern.
Bedächtig steigt Tobias Schäfer die Stufen zum
Altarbereich im Ostchor des Wormser Doms hinauf. Sein Blick schweift in
die Tiefe des Kirchenschiffs, vorbei am Chorgestühl, an alten
Heiligenfiguren, vorbei am abwechslungsreichen Lichtspiel, das die
vielfarbigen Fenster der Seitenschiffe in den Raum werfen. Zufrieden
sagt er: "Diese unglaubliche Raumwirkung! Je nachdem, zu welcher
Tageszeit man hereinschaut, ist das ganz verschieden!"
Schäfer ist Propst und damit Hausherr über den
Wormser Dom Sankt Peter. Der 52-Jährige, ein freundlich-zurückhaltend
auftretender Geistlicher, hat 2017 silbernes Priesterjubiläum gefeiert.
Nun steht er vor dem nächsten, viel runderen Jubiläum: Die Wormser
feiern die Weihe ihres Doms vor 1.000 Jahren. Zum Auftakt leitet der
katholische Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz am Sonntag einen vom ZDF
übertragenen Festgottesdienst.
Dasselbe Fundament seit 1018
Im Mittelalter gab es noch ein Bistum Worms mit
eigenem Bischof. Im Jahr 1000 wurde Burchard zum Wormser Bischof
geweiht. Die bestehende Kirche aus dem siebten Jahrhundert war ihm zu
klein, weshalb er sie niederreißen und binnen 15 Jahren eine Kathedrale
aufbauen ließ. Am 9. Juni 1018 weihte Burchard, an den heute eine
Bronzestatue vor dem Dom erinnert, den romanischen Bau. Doch schon nach
wenigen Jahren kam es zu einem ersten Teileinsturz, es gab Bauschäden.
Zwischen 1130 und 1181 wurde Burchards Gotteshaus daher abgerissen und
neu aufgebaut - aber wieder im romanischen Stil und weitgehend den Maßen
aus der Zeit Burchards entsprechend.
"Vom Grundriss entspricht das damals entstandene
Gotteshaus dem jetzigen Dom mit den vier runden Flankentürmen", sagt
Schäfer. Dem neuen Dom kamen die Fortschritte der Technik zugute: Jetzt
konnten die Baumeister eine gewölbte statt einer flachen Decke
einziehen. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche mehrfach
beschädigt, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, als der hölzerne Dachstuhl
abbrannte und durch ein Stahlkonstrukt ersetzt wurde.
Katholische Kirche mit Luther-Fenster
Mit der Auflösung des Bistums Worms nach der
Französischen Revolution 1800 verlor der Dom seine Bedeutung als
Bischofssitz. Er ist heute eine Pfarrkirche des Bistums Mainz, die aber
1925 den päpstlichen Ehrentitel "Basilica minor" erhielt. Schäfer ist
daher ein ganz "normaler" Pfarrer von rund 4.500 Gläubigen. Seit 2014
arbeitet er in der Dompfarrei; der Bau ist ihm schnell ans Herz
gewachsen: "Das war Liebe auf den ersten Blick." Wer mit ihm einen
Rundgang durch die Kathedrale macht, erfährt zahlreiche historische
Details.
Etwa, dass in einem farbenprächtigen Fenster, das der
Glaskünstler Heinz Hindorf in den 1980ern entworfen hat, auch Luther
abgebildet ist - äußerst ungewöhnlich für eine katholische Kirche. 1521
musste sich Luther vor dem Reichstag zu Worms rechtfertigen. Dabei
weigerte er sich, seine reformatorischen Lehren zurückzunehmen, weshalb
er geächtet wurde. Den Dom durfte er als exkommunizierter Ex-Mönch nicht
besuchen. "Ob er sich trotzdem mal in den Dom geschlichen hat, wissen
wir nicht", sagt Schäfer.
Ein Papst aus Worms
Für Erstaunen sorgt laut Propst bei vielen Besuchern
des Doms, wenn er ihnen verrate: "Der erste deutsche Papst war ein
Wormser." Es war der 972 geborene Bruno von Kärnten, der an der Wormser
Domschule erzogen wurde und auf Betreiben des deutschen Kaisers Otto
III. bereits im Jahr 996 Papst wurde.
"Die Vorstellung, dass einer im Alter von 24 Papst
ist und von einem Kaiser eingesetzt wird, der 17 ist - beides fromme
Männer, die die Welt verändern wollten - solche Dinge faszinieren mich",
sagt Schäfer.
Die Geschichte des Wormser Doms
Die Stadt Worms blickt auf
eine lange Geschichte zurück. Der Name Worms geht auf eine keltische
Siedlung zurück. Später entstand an ihrer Stelle eine römische
Provinzstadt, die infolge der Völkerwanderung unter fränkische
Herrschaft geriet. In dieser Zeit entstand die Vorläufer-Kirche an der
Stelle des heutigen Doms.
Die Geschichte des Wormser Doms ist eng mit dem Schicksal der Salier verknüpft, einem Herrschergeschlecht, das im 11. Jahrhundert die römisch-deutschen Kaiser stellte. Damals beginnt eine dramatische Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum, die in dem berühmten "Gang nach Canossa" Heinrichs IV. gipfelt. Sein Nachfolger unterzeichnet 1122 in Worms einen Vertrag, der als "Wormser Konkordat" in die Geschichtsschreibung eingeht - und letztlich Macht und Nimbus des Kaisertums dauerhaft schwächt.
Die Geschichte des Wormser Doms ist eng mit dem Schicksal der Salier verknüpft, einem Herrschergeschlecht, das im 11. Jahrhundert die römisch-deutschen Kaiser stellte. Damals beginnt eine dramatische Auseinandersetzung zwischen Kaiser- und Papsttum, die in dem berühmten "Gang nach Canossa" Heinrichs IV. gipfelt. Sein Nachfolger unterzeichnet 1122 in Worms einen Vertrag, der als "Wormser Konkordat" in die Geschichtsschreibung eingeht - und letztlich Macht und Nimbus des Kaisertums dauerhaft schwächt.
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