Sonntag, 28. Oktober 2018

Die wunderbare Welt der Politik: Mehr Teamgeist wäre nicht schlecht



Quelle: rhein-zeitung.de/die-wunderbare-welt-der-politik-mehr-teamgeist-waere-nicht-schlecht





Die wunderbare Welt der Politik: Mehr Teamgeist wäre nicht schlecht

Am 31. Oktober ist Halloween, und – Kürbisse hin, Kürbisse her – spätestens seit dem gleichnamigen Horrorfilm von John Carpenter aus dem Jahr 1978 ist es die Nacht des Grauens.

Gruselspiel
Idyllisch und farbenprächtig: Die Michel-Mort-Statue auf dem Eiermarkt mit Herbstlaub. Der Fotograf Achim May hat sich davon inspirieren lassen und will die Fotoserie „Die vier Jahreszeiten“ herausbringen.  Foto: Achim May
Idyllisch und farbenprächtig: Die Michel-Mort-Statue auf dem Eiermarkt mit Herbstlaub. Der Fotograf Achim May hat sich davon inspirieren lassen und will die Fotoserie „Die vier Jahreszeiten“ herausbringen.
Foto: Achim May
Was liegt da näher als ein Gruselspiel? Dazu hat Bibliotheksleiter Stefan Meisel für den Abend vor Allerheiligen in die Bad Kreuznacher Stadtbibliothek eingeladen. Wegen der großen Nachfrage wird die gleiche Veranstaltung wie im Juni dieses Jahres wiederholt. Und war schnell ausverkauft. So heißt es für Kinder von zehn bis zwölf Jahren „Escape from the Library – Flucht aus der Bibliothek“. „Nachts in der Bibliothek, nichts ahnend lauft ihr durch die Räume, plötzlich ein lauter Knall ... Die Tür ist zugefallen! Ein Rütteln an der Klinke bringt Gewissheit: Ihr seid eingesperrt! Euch wird klar, jetzt ist Teamwork gefragt“ – um an den Schlüssel zu kommen, der irgendwo im Raum versteckt ist. Dazu müssen Aufgaben gelöst werden.
Die Instandsetzungsarbeiten am 26. Oktober 1953 im Ellerbachbett aus Sicht der Zwingelbrücke. Auf dem Bild sieht man Lehrgerüstschalungen, die für die Reparatur eingebracht worden sind.  Foto: Sammlung Hans-Ernst Gerharz
Die Instandsetzungsarbeiten am 26. Oktober 1953 im Ellerbachbett aus Sicht der Zwingelbrücke. Auf dem Bild sieht man Lehrgerüstschalungen, die für die Reparatur eingebracht worden sind.
Foto: Sammlung Hans-Ernst Gerharz
Weisheiten
Abende des Grauens bieten auch manche Stadtratssitzungen mit zum Teil unterirdischen, gruseligen Darbietungen der allseits bekannten Akteure. Grausam-gruselig ist auch der Umgang miteinander im Stadtvorstand. Teamwork ist hier unterentwickelt – falls überhaupt in Minimalform vorhanden. Auch im Mannschaftssport zählt der Teamgeist. Doch noch mehr treiben Egoismus und Superstarsyndrom mitunter höchst seltsame Blüten. So seltsam, dass man sich fragen muss, in welcher Welt leben sie denn, die Herren Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge etwa, die immer das Grundgesetz unterm Arm tragen. Wenn es nicht so voll daneben wäre, könnte man – womit wir wieder beim Kreuznacher Stadtrat wären – dem Trauerspiel wenigstens einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Das hat sich wohl auch der Autor Arnd Zeigler gedacht und in seiner „wunderbaren Welt des Fußballs“ die vielen Sprüche und Weisheiten der Fußballstars genüsslich zitiert. Den Titel des Büchleins ziert ein Bonmot von Michael Ballack: „Keiner verliert ungern.“ Bemerkenswert. Gleiches gilt übrigens für Politiker im Allgemeinen und die Kreuznacher Stadtratsmitglieder (mit der Gemeindeordnung unterm Arm) im Besonderen.

Eingeständnis

Um so seltener und schöner (und deshalb hier erwähnenswert) ist es, wenn jemand, statt darauf zu beharren, Recht zu haben, einen Fehler eingestehen kann. Wie am Donnerstag im Stadtrat Stadtbeigeordneter Markus Schlosser: Die Ringer Oliver Eich, Steffen Oberst und Ex-Präsident Harald Zeuner (alle VfL Bad Kreuznach) sowie die beiden Bergwacht-Mitbegründer und Kletterer Wolfgang Wenghofer und Hans Loser (beide DAV Sektion Nahegau) – das sind die Vorschläge der Stadtverwaltung für die Sportplakette, die die Stadt Menschen verleiht, die sich um den Sport verdient gemacht haben. Der Stadtrat winkte die Liste auch einstimmig durch. Etwas Klärungsbedarf bestand aber ob der Beratungsfolge. Denn das Thema hätte eigentlich zuvor im Sportausschuss besprochen werden sollen. So war es in den vergangenen Jahren. Das war Jürgen Locher (Die Linke) aufgefallen. „Die Zeit sei dafür nicht da gewesen“, entschuldigte sich Neu-Sportdezernent Schlosser für den „holprigen“ Ablauf. „Das war mein Fehler, nächstes Jahr läuft das besser“, gab er offen zu. Respekt, macht auch nicht jeder!

Betroffenheit

„Weiter so!“, muss man hier einfach sagen. Der Hilferuf von Rosi Schitteck von der Kreuznacher Adventgemeinde im „Oeffentlichen“ für eine rumänische Familie, die mit ihren fünf kleinen Kindern in bitterer Armut unter unwürdigen Bedingungen in einem Lehmhäuschen ohne Wasser und Strom lebt, blieb nicht unerhört. Auf den Bericht hin hat sich ein Rechtsanwalt gemeldet, der die Behandlungskosten für den schwer augenkranken Jungen übernehmen will, teilt Rosi Schitteck tief berührt mit. Auch eine weitere Leserin meldete sich, um für die Familie zu spenden. Toll! Reaktionen, die einem den Glauben an die Menschheit und Menschlichkeit zurückgeben. Hier geht es tatsächlich um Menschenwürde, die leider allzu oft immer noch antastbar ist.

Entdeckungen

„Weiter so!“, kann man auch hier sagen: Die Stadt hat endlich ihre Plätze wieder entdeckt, nachdem sie jahrelang vernachlässigt wurden. Das ist immerhin ein positiver Trend, allen politischen Widrigkeiten und Unbillen zum Trotz: Der Fischerplatz, der Eiermarkt mit seinem besonderen Charme und natürlich der neue Kornmarkt zählen zu den Gewinnern. Gleichwohl: Es gibt weiter viel zu tun, allein in der Innenstadt. Auch dem Bourger Platz, dem Neuruppiner Platz und dem Salinenplatz würde eine Aufhübschung gut zu Gesicht stehen. Und die innerstädtischen Plätze mit ihrem Flair der inspirieren Künstler und Fotografen. Michel Mort auf dem Eiermarkt etwa hat den früheren Stadtfotografen Achim May (Windesheim) angeregt, eine Serie „Die vier Jahreszeiten“ herauszubringen. Das Foto ist erst vergangene Woche entstanden und zeigt die Statue von Robert Cauer dem Jüngeren inmitten von Herbstlaub. „Ich verrate nicht zu viel, wenn ich jetzt ankündige, dass es auch ein Bild ,Winter' mit den Brückenhäusern im Schnee geben wird, das ebenfalls 2018 entstanden ist. Dieses Winterbild erscheint noch rechtzeitig vor den Adventstagen“, kündigt May an. Die nächsten Bilder folgen dann im Frühjahr und Sommer. Die Auflage ist auf jeweils zehn Bilder limitiert. Wer Interesse hat, sollte sich diese Jahreszeiten-Serie rechtzeitig sichern – entweder bei May oder im „Schenk ebbes“, Mannheimer Straße 55.

Ellerbachhistorie

Auch die Ellerbachmündung in Klein-Venedig soll aufgewertet werden – aus der Betonrinne eine blaue Lagune werden. Jedenfalls, wenn es nach dem FDP-Stadtverbandschef und Fraktionsvorsitzenden Jürgen Eitel und seinen verbliebenen Mitstreitern geht. Dafür gibt es bereits einen Entwurf von Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern für die Neustadt 2030, zu dem ein Konzeptplan für die Renaturierung und umweltgerechte Weiterentwicklung des Ellerbachs gehört. Die Liberalen sind überzeugt, dass der Ellerbach, der heute zwischen Zwingelbrücke und Mündung in ein unschönes Betonbett gepresst ist, dadurch erheblich an Freizeitqualität gewinnen würde. Bis 2030 will Eitel damit allerdings nicht warten. Er fordert, das Projekt noch in der Legislaturperiode des Mainzer Landtags bis 2021 anzugehen. Die Ellerbachregulierung inklusive der Instandsetzung der Betonflächen zwischen den Häusern hat übrigens das Bauunternehmen Gerharz unter dem damaligen Namen Ernst Gerharz auf die Woche genau vor 65 Jahren, am 26. Oktober 1953, ausgeführt, teilt Hans-Ernst Geharz sen. mit. Im Zuge dieser Arbeiten wurden auch die Betonflächen unter dem Brückenhaus Mannheimer Straße 52 repariert.

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