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„Lebe, lache, schreibe“: Seren Evisen hält als freiberufliche Autorin ...
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Zum Portfolio von Seren Evisen gehört das Schreiben von Memoiren, Biografie- Reisen, begleitetes Schreiben, Lektorat und Korrektorat. Unter anderem geht es ...
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Auszug:
Auszug:
„Lebe, lache, schreibe“: Seren Evisen hält als freiberufliche Autorin Erinnerungen fest
BAD KREUZNACH - Manchmal möchte man der Nachwelt
etwas erzählen, es festhalten für die Nachkommen, sich auf große und
kleine Ereignisse im Leben besinnen. Doch nicht jedem ist es gegeben,
die richtigen Worte oder gar einen Anfang für seine Geschichte zu
finden. Hier möchte Ilgin Seren Evisen helfen. „Lebe, lache, schreibe“
ist die Devise der türkischstämmigen jungen Frau. Vor einem Jahr hat sie
ihre Tätigkeit als Ehrenamtskoordinatorin im AWO-Seniorenzentrum Lotte
Lemke in der Saline Theodorshalle aufgenommen. Seit Anfang des Jahres
bietet sie freiberuflich außerdem über „Masal Levon“ Hilfe und Anleitung
rund ums Schreiben an. Zu ihrem Portfolio gehören folgende
Dienstleistungen: Schreiben von Memoiren, Biografie-Reisen, begleitetes
Schreiben, Lektorat und Korrektorat.
Bei ihrer Arbeit im Altenheim treffen zum Beispiel
syrischstämmige Ehrenamtler mit den deutschen Bewohnern zusammen, um
gemeinsam zu lernen. Fast alle der Bewohner im Alter von 70, 80 Jahren
müssten auf eine Fluchterfahrung blicken. „Die einen wurden aus Pommern
oder Preußen vertrieben, die anderen haben die Landverschickung am
eigenen Leibe erfahren, weil es daheim nicht mehr sicher war“, erinnert
Evisen.
Immer wieder komme es vor, dass sich die Bewohner
gegenseitig von ihren jeweiligen Kriegserfahrungen erzählten. Deutlich
werde dabei, dass jeder auf seine Art traumatische Erlebnisse
aufarbeite. „Geschichten werden zur Geschichte. Und somit total
wertvoll“, betont Evisen, die das, was sie tut, auch im politschen
Kontext in aktuellen Zeiten von Flucht und den damit verbundenen
gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet.
KINDHEIT
Seren Evisen erläutert, wie es zur Idee der Biografin kam: Aufgrund
ihres eigenen Migrationshintergrundes bekam sie ihre Großeltern, Tanten,
Cousins und Cousinen in der Türkei in der Kindheit selten zu sehen.
Umso schöner waren für sie die Sommerurlaube, in denen sie viele
spannende Geschichten, Märchen, Gedichte, Kinderreime, Rezepte und
Familiengeheimnisse erzählt bekam. Sie hat Wissen und Erlebtes der
Familie aufgeschrieben – wie ihre Erinnerung als Fünfjährige, als ihr
die Großmutter bei Tee und Gebäck die Heldenreise ihres Großvaters
erzählte, der im Ersten Weltkrieg verschwunden geglaubt, nach Jahren zu
seiner Familie zurückkehrte.
Ihre schreiberischen Fähigkeiten wurden aber auch
von einem älteren Herren in Anspruch genommen, der die Geschichte der
gemeinsamen Liebe seiner Gattin zur Goldhochzeit schenken wollte. Die
Episoden vom Kennenlernen bis zum Jubelfest wurden in Buchform gedruckt
und mit Fotos angereichert. „Und einem Taschentuch, das beim ersten
Treffen eine Rolle spielte“, verrät die 33-Jährige.
Sollte jemand Hilfe beim Aufsetzen eines
Liebesbriefes benötigen, kann auch hier die Freiberuflerin weiterhelfen.
„Ihrem Gegenüber gut zuhören, um das zu Papier zu bringen, was
ausgedrückt werden soll“, sei hier die Kunst. Auf die Frage, ob schon
VIPs bei ihr angeklopft haben, um ihre Memoiren zu verfassen, schüttelt
die Wahl-Kreuznacherin schmunzelnd den Kopf. „Noch nicht.“
„Bei den bisherigen Biografien oder Memoiren ging es
um das Reflektieren über das bisherige Leben, um Familie, darum, das
Erlebte besser einzusortieren, Frieden zu schließen, anzukommen“,
berichtet sie. Und bei älteren Herrschaften? „Sie sagen: Wir haben so
viel Schlimmes erlebt – Krieg, Flucht, Verlust. Ihre Erkenntnisse
lauten, Streit bringt nichts, Krieg auch nicht. Wichtiger ist, dass man
mit seiner Familie und seinem Beruf glücklich ist.“
Evisen weiß, dass es gerade in einer schnelllebigen
Leistungsgesellschaft und in Zeiten einer Zerrissenheit der Kulturen
auch viele jüngere Menschen dazu bewegt, sich den Kummer von der Seele
zu schreiben. Die „Generation global“ stelle sich die Frage, wo sie
eigentlich hingehöre. Und leider sei der Heimatbegriff gegenwärtig eher
negativ besetzt. Sich jedoch auf Familie und Geschichte zu besinnen, sei
auch eine Form von Heimat.
Seren Evisen erinnert sich selbst gerne an ihre
Kindheit und ihre türkische Heimat. Und sie erklärt, was sich hinter dem
Namen ihres jungen Unternehmens verbirgt. „Masal ist türkisch und
bedeutet Märchen und ist zudem der Name eines Onkels, der im zarten
Alter von vier Jahren starb. Meine Kindheit war geprägt mit Geschichten
von diesem Kind, das seine Eltern und Geschwister über alles liebten und
so wurde Masal der Märchenjunge.“
Märchen laden für die Biografin nicht nur zum
Träumen ein, sondern dienen auch als Lebenshilfe, Ratgeber oder als
Vermittler anderer Kulturen. „Levon ist armenisch und heißt der Löwe.
Also Sinnbild für Stärke, Energie und Stolz. Was lag also näher als den
Märchen-Löwen zu nutzen, um mit einem solchen Projekt anzufangen, bei
dem Sprache, Texte, Erinnern und Besinnen im Vordergrund stehen?“,
stellt die Ehrenamtskoordinatorin fest.
Seren Evison hat in der Türkei studiert, dort
geforscht, und sie war viel in der Entwicklungshilfe in Indien und auch
in Armenien unterwegs. Die literarische Verbindung zweier sonst
verfeindeter Kulturen als Kunstnamen zu wählen, lag ihr aufgrund ihrer
Verbundenheit zu beiden Kulturen sehr am Herzen.
Evisen kann übrigens auch sarkastisch und ironisch
schreiben. Das beweist sie mit ihren Beiträgen für das deutsch-türkische
Onlinemagazin „maviblau“. Hier taucht sie unter anderem in den ganz
eigenen Kosmos der „Tikis“, der steinreichen „türkischen Tussis“ ein.
Ein Phänomen, das sie auch schon wissenschaftlich bei ihrer
Magisterarbeit beleuchtet hat.
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