Montag, 14. Juli 2014

Rhein Zeitung: 60. Geburtstag: Angela Merkel – wie lange bleibt sie Kanzlerin? - Julia Klöckner Nachfolgerin !?

    Hinweis über einen großen Artikel auf S. 6 in der heutigen Rhein Zeitung

Quelle: rhein-zeitung.de/nachrichten/rz-thema_artikel,-60-Geburtstag-Angela-Merkel-wie-lange-bleibt-sie-Kanzlerin

              wird Julia Klöckner Ihre Nachfolgerin ? siehe dazu:

                    julia-klockner-gestern-im-tv-heil-gemania

aktuell:

Julia gratuliert der Deutschen Nationalmannschaft zum WM Sieg - Julia in Sankt Petersburg, Russland

***************************************************************

60. Geburtstag: Angela Merkel – wie lange bleibt sie Kanzlerin?

Berlin – In der Woche ihres 60. Geburtstags soll wieder alles nach Plan verlaufen. Nach ihrem Plan. Angela Merkel setzt gern selbst die Agenda. An ihrem Geburtstag am 17. Juli wird ein eher unbekannter Historiker mit dem schönen Namen Jürgen Osterhammel einen Vortrag im Konrad-Adenauer-Haus halten, das wollte die Bundeskanzlerin und CDU-Chefin so.
Anzeige
Jubiläum An ihrem 60. Geburtstag ist die Regierungschefin so mächtig wie nie.
Jubiläum An ihrem 60. Geburtstag ist die Regierungschefin so mächtig wie nie.
Foto: dpa
Am Tag danach wird sie sich traditionell mit einer großen Pressekonferenz in den Sommerurlaub verabschieden. Auch das macht sie immer so. Sich erklären, wann sie selbst es für richtig hält. Sie ist die erste deutsche Regierungschefin, der viele zutrauen würden, dass sie auch bei ihrem eigenen Rückzug die Fäden in der Hand behalten könnte.
Zum 60. kommen diese Fragen, sie werden noch drängender gestellt werden in den nächsten Jahren: Wie lange noch? Wie lange wird Angela Merkel, die erste Frau im Kanzleramt, die schon jetzt länger im Amt ist als alle SPD-Kanzler es waren, noch das Land regieren? Sie selbst war es, die den langjährigen CDU-Altkanzler und Parteichef Helmut Kohl nach 16 Jahren Regentschaft, die irgendwann bleiern über dem Land lagen, verdrängte. "Kohl muss weg" - in diesen Spruch mündete Ende des vergangenen Jahrtausends das ungute Gefühl einer Generation, die mit dem Eindruck aufgewachsen war, dass Bundeskanzler grundsätzlich Helmut Kohl heißen müssten.
Der Absturz beginnt schleichend und kommt dann abrupt
Er selbst ist bis heute verbittert darüber, dass sein Lebenswerk von den Eindrücken dieser Zeit des Überdrusses überlagert zu werden droht. Merkel hat seinen unglücklichen Abgang nicht vergessen. Viele trauen der Kanzlerin der kleinen Schritte, die gern auf Sicht fährt und "die Dinge von ihrem Ende her" zu denken pflegt zu, dass sie denn auch den geordneten Rückzug aus dem Kanzleramt sorgsam plant. "Das reizt sie wirklich sehr", zitiert jetzt der "Spiegel" ein Kabinettsmitglied.
Aber hat Merkel ihren Zenit nach neun Jahren erreicht? Ist er überschritten? Niemand weiß besser als sie selbst, dass der Absturz sich schleichend nähert, nach dem Höhenflug abrupt kommen kann. Wer den richtigen Moment zu gehen nicht erkennt, der verliert die Kontrolle und "wird gegangen". Das war so bei Helmut Kohl, ihr Vorgänger im Amt Gerhard Schröder wurde abgewählt. Beides, so gut kennt man Merkel heute, möchte sie für sich nicht.
Aber wie erkennt man, wann man gehen sollte? Sind es solche ersten Anzeichen, wenn in der Union zuletzt manche murrten, weil sie mehr Mitbestimmung und mehr Debatte in ihrer Partei wollen? Andererseits: Angela Merkel wird seit Beginn ihrer Kanzlerschaft Profillosigkeit unterstellt. Das Mosern der Konservativen, die CDU sei beliebig geworden, nimmt aber keiner mehr ernst. Mehr als ein Zwergenaufstand wurde nie draus.
Seit der Bundestagswahl im Herbst 2013 ist Merkel ohnehin auch parteiintern unangreifbar geworden. Die Union hatte mit der spröden ostdeutschen Pastorentochter und ihrem sehr pragmatischen Politikverständnis lange gefremdelt. Erst ihr unnachgiebiger Kurs in der Euro-Rettungspolitik, ihre Anerkennung auf internationalem Parkett haben ihr auch in den eigenen Reihen mehr Rückhalt gegeben. Überragende Wahlergebnisse fuhr sie für die Union aber nicht ein.
Einen fulminanten Wahlsieg haben ihr viele nicht zugetraut
Dann die Überraschung im Herbst: CDU und CSU holen zusammen erstmals wieder über 40 Prozent, am Wahlabend träumen manche davon, dass man auch ohne Koalitionspartner weiterregieren könnte. Schon im Bundestagswahlkampf hatte die Partei sich ganz auf Merkel verlassen. Zum Sinnbild der überragenden Stellung der promovierten Physikerin war ein überdimensioniertes Wahlplakat am Berliner Hauptbahnhof, das ihre zur Raute geformten Hände zeigte. "Das Land in guten Händen", hieß die Botschaft.
So erfolgreich Merkel sich an der Spitze hält, so rätselhaft bleibt sie allerdings auch. Die SPD-Wahlkampfstrategen verzweifeln bisweilen an der Leidenschaftslosigkeit, mit der die Kanzlerin das Land regiert. Hinter vorgehaltener Hand heißt es da schon, dass kein SPD-Kanzlerkandidat eine Chance hat, solange Merkel weiter kandidiert. Streitbarere Gemüter im Land finden, dass Merkel die Debattenkultur schlicht lahmgelegt hat. Ein Land im zufriedenen Tiefschlaf?
Nicht ganz. Merkels Erfolgsgeheimnis ist ihre uneitle Unaufgeregtheit. Sie ist kein bisschen glamourös. Sie verspricht nie Hochtrabendes. Am Sonntagnachmittag gibt es auch bei ihr nur einfachen Streuselkuchen. Sie will nicht alles verändern. Sie agiert nicht, sie reagiert. Wer ihre Wahlkampfreden 2013 verfolgt hat, erkennt als roten Faden, dass unter Merkel möglichst viele Leute Arbeit haben und sich in Wohlstand frei entfalten können sollen. Das versteht jeder, das kann man unterschreiben.
Sie liebt bei aller einfachen Botschaft die Komplexität. Wenn an diesem Donnerstag ein gewisser Professor Osterhammel über "Vergangenheiten. Über Zeithorizonte der Geschichte" spricht, wird Merkel selbst den Horizont für ihre Kanzlerschaft unter Garantie schon in den Blick genommen haben. Der geordnete Rückzug - wem, wen nicht ihr, könnte er gelingen?
Rena Lehmann

Keine Kommentare: