Morgens Todesfall, mittags Kinderpornografie: Zusammegelegte Kommissariate sollen wieder getrennt werden Kreis
Bad Kreuznach. Wie passen Todesermittlungen, Brände und Vermisstenfälle
mit Delikten wie Gewalt gegen Frauen und Kinderpornografie zusammen?
Nach Meinung vieler Kripobeamter gar nicht. Und doch wurden die beiden
Kommissariate 1 und 2 bei den zehn Kriminalinspektionen in
Rheinland-Pfalz – darunter auch ...
mehr...
Auszug:
Kreis Bad Kreuznach. Wie passen Todesermittlungen, Brände und
Vermisstenfälle mit Delikten wie Gewalt gegen Frauen und
Kinderpornografie zusammen? Nach Meinung vieler Kripobeamter gar nicht.
Und doch wurden die beiden Kommissariate 1 und 2 bei den zehn
Kriminalinspektionen in Rheinland-Pfalz – darunter auch die in Bad
Kreuznach und Idar-Oberstein – zum 1. Oktober 2012 zusammengelegt.
Ein nach Meinung von Christian Soulier, Landesvorsitzender des Bundes
Deutscher Kriminalbeamter, aus Spargründen vollzogener und „fachlich
sehr umstrittener“ Schritt. Das hat man inzwischen offenbar auch in
Mainz eingesehen. Zum 1. April 2019 sollen die beiden Einheiten wieder
getrennt werden, kündigt das Ministerium auf Anfrage unserer Zeitung an.
Es
habe sich zum Glück die Erkenntnis durchgesetzt, dass es ein Irrweg
war, sagt Soulier. Denn die Unzufriedenheit bei den betroffenen
Kripobeamten sei groß, die Arbeitsbelastung hoch. Kinderpornografie und
sexuelle Gewalt gegen Frauen auf der einen, der Umgang mit dem Tod auf
der anderen Seite: Das seien zwei ganz unterschiedliche Extreme, die
seit 2012 von den gleichen Mitarbeitern bewältigt und verarbeitet werden
müssen, verdeutlicht der Landesvorsitzende. Morgens eine
Todesermittlung, mittags die Videovernehmung eines Kindes, die sehr
sorgfältig vorbereitet und sehr sensibel geführt werden müssten: Solche
emotionalen Doppelbelastungen seien manchen auf Dauer zu viel. „Sie
bewerben sich dann auf andere Stellen“, berichtet der Landesvorsitzende.
Aber
fast alle Ermittler tun sich nach seiner Einschätzung sehr schwer
damit, die Fälle aus den beiden Bereichen gemeinsam oder parallel zu
bearbeiten. Hinzu komme, dass bei den Todesermittlungen die Fallzahlen
seit Jahren steigen und bei Kinderpornografie geradezu explodiert seien.
Da bedeute schon die Auswertung einen enormen Aufwand: Es gehe nicht
selten um riesige Dateien, die man komplett ansehen müsse. Erschwert
wird die Bearbeitung laut Soulier dadurch, dass die technischen
Möglichkeiten in den Kriminalinspektionen den Anforderungen
hinterherhinken: Man benötige leistungsfähigere Rechner und Programme.
„Das ist natürlich eine Frage des Geldes.“
Es habe nie
irgendwelche gemeinsamen Schnittmengen zwischen den beiden
Fachkommissariaten gegeben, sagt ein Kripobeamter, der namentlich nicht
genannt werden möchte. Er hält es für dringlich, dass die Ermittler
wieder fachbezogen in ihrem Spezialgebiet arbeiten können – und fragt
sich, warum man jetzt noch ein Jahr warte und den 2012 begangenen Fehler
nicht sofort korrigiere. Für ihn ist das auch eine Frage der
Wertschätzung. Zumal nach Angaben des Innenministeriums eine landesweite
Arbeitsgruppe bereits im August 2015 damit begann, die 2012
vorgenommenen Änderungen zu evaluieren. Sie hörte dabei auch
Führungskräfte und betroffene Mitarbeiter – und schlug schließlich vor,
die beiden Kommissariate 1 und 2 wieder zu trennen. „Diesem Vorschlag
ist das Innenministerium gefolgt.“ Bei den Polizeipräsidien bleibt
ohnehin alles beim Alten: Dort wurden die beiden Kommissariate 2012 gar
nicht erst vereinigt.
Die Mitarbeiter in den zehn Inspektionen
müssen sich aber noch ein Jahr gedulden. Vorrang haben nämlich für das
Ministerium andere organisatorische Anpassungen, die bereits zum 1.
April 2018 umgesetzt werden sollen. Dann sollen ein eigenständiges
Kommissariat für Bandenkriminalität und ein weiteres für „Polizeiliche
Datenverarbeitung“ eingerichtet werden, weil in Rheinland-Pfalz
Kriminalakten zukünftig elektronisch geführt werden sollen, teilt das
Ministerium mit.
Von Kurt Knaudt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen