Quelle: kirche-im-swr.de
Langer
weißer Bart, rotes Gewand, Bischofshut und Bischofsstab und ein Sack
voller Geschenke. Nein, das ist nicht der Weihnachtsmann, das ist der
heilige Nikolaus, erkennbar an seinem Bischofsgewand. Heute feiern wir
seinen Gedenktag, und in dieser Woche ist er in vielen Verkleidungen auf
Straßen und bei Feiern unterwegs. Vor allem Kinder freuen sich über
ihn, denn Nikolaus ist ganz der Freund der Kinder, die er aus seinem
Sack beschenkt.
Sicher erzählen auch wieder viele die bekannten
Geschichten über den heiligen Bischof Nikolaus. Dabei kann etwas
aufleuchten, das über das Bild vom gütigen Alten hinausgeht.
Als
die Legenden um den heiligen Bischof entstanden, war ein Kinderleben
kein Zuckerschlecken. Kinder waren rechtlos, standen häufig mit Sklaven
auf einer Stufe. Sie waren alltäglich gefährdet durch Unfälle und
Krankheiten und die Gewalt der Erwachsenen. Allzu viele haben das
Erwachsenenalter nicht erreicht.
Das klingt in den Legenden vom
heiligen Nikolaus noch an. Wenn er ein Kind vor dem Tod durch kochendes
Wasser rettet, dann zeigt diese Geschichte eine typische Gefahr in den
damaligen Haushalten. Und wenn er drei junge Mädchen mit seinem Geld vor
der Prostitution bewahrt, dann hat das einen ernsten, für seine Zeit
typischen Hintergrund. Als Bischof Nikolaus seine Heimatstadt vor einer
Hungersnot schützt, zeigt ihn die Legende als verhandlungsstarken
Politiker, dem die Menschen am Herzen liegen. Und es sind vor allem
wieder die Kinder und die Alten, deren Leben er vor dem Hungertod
rettet.
Was am heiligen Nikolaus wirklich historisch ist, wissen
wir nicht im Einzelnen. Doch bei aller Verklärung zeichnen die Legenden
ein sehr realistisches Bild von diesem Bischof. Er ist nicht nur ein
gütiger Alter, er ist nicht nur ein schmunzelnder Kinderfreund. Er ist
vielmehr ein engagierter Beschützer und Retter der Kinder. Und zwar aus
sehr konkreten, alltäglichen Gefahren.
Wir sprechen in diesen
Monaten viel über die Misshandlung und den Missbrauch von Kindern,
gerade auch in der Kirche. Die Gestalt des Nikolaus macht deutlich, was
wir gefährdeten Kindern schulden: Nicht nur Güte und Verständnis sind
gefragt, sondern Schutz und Rettung. Das gilt nicht nur für Bischöfe.
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