Auszug:
Das keltische Christentum unterschied sich von der dogmatisch-römischen Lehre in wesentlichen Punkten:
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Es wurde dort die Freiheit des menschlichen Willens betont, im Gegensatz zur Lehre von der Vorherbestimmung des Menschen, wie sie etwa Augustinus vertreten hatte. Damit knüpften die keltischen Christen an die Auffassung des Briten Pelagius (gest. 422) an, der von der Romkirche als Ketzer verdammt worden war.
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Daher wollten die Vertreter des iro-schottischen Christentums die Lehre des Erlösers Christus nicht mit Waffengewalt verbreiten, wie das z. B. Bonifatius tat, sondern sie wollten durch das Beispiel der eigenen Lebensführung überzeugen.
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Die Vertreter dieses Christentums wussten, dass der Mensch die Möglichkeit hat, »durch willentliche Verwandlungskraft und Selbstüberwindung einen inneren Weg zu beschreiten, der als ‚Suche’ bildhaft ausgedrückt wurde«.*
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Nach keltisch-christlicher Auffassung war Christus als Sohn Gottes auch in der Natur, in den Elementen gegenwärtig. Gott durchstrahlt mit Seinem Geist also die gesamte Natur und erhält sie am Leben. Dies wurde unter anderem dadurch ausgedrückt, dass schlichte Kreuze in der Natur aufgestellt wurden.
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An den irischen Kreuzen ist zu sehen, dass hier nicht der leidende und sterbende – und damit scheinbar besiegte – Jesus dargestellt wurde, sondern der auferstandene Christus, der Überwinder der Gegensatzkräfte.
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Nach Aussage des Historikers Diodoros wussten die Kelten um die Wiederverkörperung der Seele – er bezeichnete sie als »Lehre des Pythagoras«, die bei ihnen »in großem Ansehen« stehe und die besage, »dass die Menschenseelen unsterblich sind und nach einer bestimmten Anzahl von Jahren in einen anderen Körper übergehen«. Es ist zu vermuten, dass dieses Wissen auch nach der allmählichen Christianisierung Irlands nicht verloren ging – so wie auch das keltische Wissen und Sagengut nicht vernichtet, sondern in irischen Klöstern für die Nachwelt getreulich aufgezeichnet wurde. Es ist bekannt, dass die deutschen Volksmärchen oftmals spirituelle Wahrheiten in symbolischer Form beinhalten, wobei diese Autorschaft iro-schottischen Mönchen zugeschrieben wird.
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Die Klöster der christianisierten Kelten waren ursprünglich nicht – wie die römischen – bestimmten Orden angeschlossen oder einheitlichen Klosterregeln unterworfen, sondern sie waren selbstverwaltete »Bruderschaften«, wie auch in ganz Irland keine »römische« Kirchenstruktur existierte. Als dann einzelne Mönche nach Europa übersetzten, knüpften sie dort an die Überzeugungsarbeit der arianisch-gotischen Missionare an, die fast alle germanischen Stämme zum arianischen Christentum bekehrt hatten, die jedoch durch die Waffengewalt der katholischen Franken zum Rückzug gezwungen wurden. Wie die Arianer gestalteten auch die Iro-Schotten Gebetsversammlungen in der Landessprache und nicht in dem einfachen Gläubigen unverständlichen Latein, wie es die katholische Kirche vorschrieb.
3 Kommentare:
...gute, deutliche Umschreibung!
Danke, wieder etwas dazu gelernt!!!
Obgleich ich inzw. alle Glaubensformen ablehne, da sie stets die Ursache aller Kriege und Verbrechen waren und sind.
die christliche Kelten lehnten doch Waffengewalt ab, wie da steht...
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