Donnerstag, 4. April 2019

SWR 1 Anstösse: was ist das Gute am Schlechten ?

Quelle: kirche-im-swr.de
Ausgebremst, von jetzt auf gleich - damit muss man erstmal klarkommen.
Auch wenn es nur eine Verletzung ist, mit Aussichten auf Heilung...
Man kann sich ja nicht darauf vorbereiten.
Von jetzt auf gleich ist alles anders. Eben ist man noch mittendrin - und im nächsten Augenblick sitzt man auf der Reservebank. Und alle Fragen nach dem: Warum? Warum grad jetzt? Warum grad mir...? - führen zu nichts. Denn es ist wie es ist. Und es gibt kein Zurück.
Ich habe über einen Psychiater gelesen, den interessiert gar nicht das Problem selbst. Er denkt in eine ganz andere Richtung. Er fragt: Was ist das Gute am Schlechten? (Paul Watzlawick)
Ich hab mich im ersten Augenblick geärgert, als ich das gelesen habe:
Wie bitte? - Das Gute am Schlechten? Na, toll: Jetzt soll ich auch noch positiv denken! - Und dabei bin ich doch gerade vollends damit beschäftigt, um mein Problem zu kreisen, mit allem Drum und Dran...
Aber die Frage ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen:
Was ist eigentlich das Gute am Schlechten?
Das Gute am Schlechten ist - jedenfalls in meinem Fall: Ich darf mich mal schonen. Das Gute am Schlechten ist: ich lerne, Termine abzusagen; und es geschieht gar keine Katastrophe! Das Gute am Schlechten ist: Es geht auch ohne mich. Andere springen für mich ein; und sie machen ihre Sache genauso gut.
Das Gute am Schlechten ist: Meine Kollegen vermissen mich und senden mir ihre guten Wünsche.
Und: Ich habe plötzlich ganz viel Zeit. Und muss mich mal mit mir selber auseinandersetzen...
Und dabei ist mir etwas aufgegangen:
Ich tue immer so, als hätte ich noch alle Kraft der Welt. Aber das stimmt nicht. Mein Körper weiß das. Er sendet mir Signale. Aber ich zwinge ihm meinen Willen auf.
„Wer nicht hören will, muss fühlen“, hat man früher gesagt. Es ist nur eine Frage der Zeit... - Klar, schön ist das nicht. Und ich wünschte, ich wäre schadlos davongekommen. Und das wünschte ich auch für alle anderen, denen es so ergangen ist, wie mir. Und klar – nicht an allem Schlechten gibt es etwas Gutes. Aber mir hat der Gedanke geholfen, meine Situation leichter anzunehmen.

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