Spiegel Online·vor 20 Stunden
Auszug:
Der Campo Santo Teutonico, der deutsche Friedhof hinter den Mauern
des Vatikans, ist ein beschaulicher Ort im kleinen Kirchenstaat.
Spektakulär allenfalls durch seine Lage und seine Ursprünge, die bis zu
Karl dem Großen reichen sollen. Viele Künstler, Priester, Pilger sind
dort begraben.
Doch nun steht das stille Gräberfeld im Zentrum des wohl
aufregendsten und meistdiskutierten Kriminalfalls Italiens: Liegen auf
dem Friedhof womöglich die Gebeine von Emanuela Orlandi, der Tochter
eines Vatikan-Angestellten, die seit 35 Jahren vermisst und gesucht wird?
Verworrene Theorien über Geheimdienstler und Priester, widersprüchliche Zeugenaussagen, Hinweise, die im Nichts endeten - all das hat den Fall zu einem Mysterium gemacht. Italiens wohl größter Krimi.
Am 22. Juni 1983 verschwand die damals 15-jährige Römerin. Ihr letztes Lebenszeichen waren Telefonate: Sie sei zu spät zum Flöten-Unterricht gekommen, weil ein Vertreter von Avon Cosmetics sie angesprochen und ihr ein Jobangebot gemacht habe, erzählte Emanuela Orlandi ihrer Schwester. Auch in einem Telefonat mit einer Freundin sprach sie von dem Angebot.
Alles danach ist ein Rätsel. Ein 16-Jähriger will sie am Nachmittag
auf der Piazza Navona getroffen haben, mit ihrer Flöte, sie habe von zu
Hause weglaufen und Kosmetik verkaufen wollen.
Die Polizei verteilte 3.000 Flugblätter mit Emanuelas Foto. Papst Johannes Paul II. appellierte an jene, die für das Verschwinden verantwortlich seien, das Mädchen freizulassen - und stufte damit den Fall als Entführung ein. "Wieso? Weiß er mehr, als die Polizei?", fragten sich viele Italiener.
Da begann eine Serie von Briefen, Telefonaten, Interviews, Filmen und Büchern zu dem Fall. So unterschiedlich die Theorien waren, hatten sie eines gemeinsam: Sie ließen sich nicht verifizieren.
Doch man suchte vergebens. Keine Spur von dem Mädchen - nur die Frage tat sich auf, wieso ein Mafioso in der Basilika beerdigt werden konnte......
Auszug:
Fall Emanuela Orlandi Spur zum deutschen Friedhof
Das Verschwinden von Emanuela
Orlandi beschäftigt Italien seit Jahrzehnten. Nun gibt es mal wieder ein
neues Gerücht - und das führt zum Grab eines deutschen Kardinals.
Verworrene Theorien über Geheimdienstler und Priester, widersprüchliche Zeugenaussagen, Hinweise, die im Nichts endeten - all das hat den Fall zu einem Mysterium gemacht. Italiens wohl größter Krimi.
Am 22. Juni 1983 verschwand die damals 15-jährige Römerin. Ihr letztes Lebenszeichen waren Telefonate: Sie sei zu spät zum Flöten-Unterricht gekommen, weil ein Vertreter von Avon Cosmetics sie angesprochen und ihr ein Jobangebot gemacht habe, erzählte Emanuela Orlandi ihrer Schwester. Auch in einem Telefonat mit einer Freundin sprach sie von dem Angebot.
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Die Polizei verteilte 3.000 Flugblätter mit Emanuelas Foto. Papst Johannes Paul II. appellierte an jene, die für das Verschwinden verantwortlich seien, das Mädchen freizulassen - und stufte damit den Fall als Entführung ein. "Wieso? Weiß er mehr, als die Polizei?", fragten sich viele Italiener.
Da begann eine Serie von Briefen, Telefonaten, Interviews, Filmen und Büchern zu dem Fall. So unterschiedlich die Theorien waren, hatten sie eines gemeinsam: Sie ließen sich nicht verifizieren.
- Nur zwei Tage nach dem Papst-Aufruf berichtete ein anonymer Anrufer der Familie Orlandi, dass ihre Tochter von einer terroristischen Vereinigung gekidnappt worden sei und im Austausch gegen Mehmet Ali Agca freigelassen würde. Der hatte am 13. Mai 1981 ein Attentat auf den Papst verübt. Weitere Telefonate folgten, die vermeintliche Stimme von Emanuela wurde eingespielt - aber bald löste sich alles in Luft auf.
- Gangster und Geheimdienste wurden verdächtigt, Ritualmörder und Serienkiller erfunden, war doch ein paar Monate zuvor schon ein anderes Mädchen verschwunden. Der römisch-katholische Teufelsaustreiber Gabriele Amorth beschuldigte Vatikan-Polizisten und ausländische Diplomaten, das Mädchen für Sex-Partys entführt und dann getötet zu haben. Beweise, Spuren? Nichts.
- Zeugen wollen Emanuela Orlandi unter anderem auf einer griechischen Insel, in einem Camper in Paris, in einer Londoner Psychiatrie, in einem Konvent in Luxemburg gesehen haben. Anderen, meist anonymen Hinweisgebern zufolge lag sie unter einer Asphaltdecke in der Gemeinde Fiumicino oder im Fundament eines Hauses in Torvajanica.
- Die Geliebte des Mafia-Bosses Enrico di Pedis erzählte, ihr "Renatino" habe die kleine Orlandi auf Wunsch des Kardinals Paul Marcinkus entführen lassen. Man habe Marcinkus damit nicht helfen, sondern ihn erpressen wollen, präzisierte später ein Bandenmitglied, weil der Geld der Bande verspielt habe.
Doch man suchte vergebens. Keine Spur von dem Mädchen - nur die Frage tat sich auf, wieso ein Mafioso in der Basilika beerdigt werden konnte......
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