Samstag, 10. August 2019

NZZ: Fall Epstein: Politiker stünden in Verbindung mit Sexhandelsring



NZZ·vor 4 Stunden

Auszug:


Neu veröffentlichte Akten bringen mächtige Männer in Verbindung mit dem Missbrauchsfall um Jeffrey Epstein

Die Affäre um den mutmasslichen Sexhandelsring des amerikanischen Financiers zieht weitere Kreise. Ein betroffene Frau sagt, sie sei angewiesen worden, Sex mit einem früheren Gouverneur sowie einem ehemaligen Senatoren zu haben. Die Beschuldigten wehren sich.



(Reuters)/amü.
Ein Gericht in New York hat am Freitag die Entsiegelung von umfangreichen Unterlagen verfügt, die weitere Einblicke bieten in den verzweigten Fall rund um den mutmasslichen Sexhandelsring, den der Financier Jeffrey Epstein zusammen seiner Komplizin Ghislaine Maxwell betrieben haben soll.
Besondere Beachtung in den amerikanischen Medien fanden dabei Aussagen von Virginia Giuffre, die dem Multimillionär Epstein vorwirft, sie als Sexsklavin gehalten zu haben. Giuffre sagte gemäss diesen Gerichtsunterlagen, jemand aus Epsteins Umfeld habe sie angewiesen, mit mindestens einem halben Dutzend prominenter Männer Sex zu haben. Diese Aussage ist Teil von rund 2000 Seiten an Dokumenten, die zu Giuffres Verleumdungsklage gegen Ghislaine Maxwell gehören. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters haben Maxwells Anwälte nicht reagiert auf mehrere Versuche per Telefon und per Mail, eine Stellungnahme einzuholen.
Epstein weist die Missbrauchsvorwürfe der Anklage zurück, wonach er mindestens zwischen 2002 und 2005 einen Sexhandelsring mit Dutzenden von minderjährigen Mädchen betrieben haben soll; einige dieser Mädchen sollen damals erst 14 Jahre alt gewesen sein. Der Financier ist derzeit in einem Gefängnis in Manhattan. Seine Anwälte haben auf Anfragen ausserhalb der Geschäftszeiten nicht reagiert. Ghislaine Maxwell wird nicht strafrechtlich verfolgt.
Die Aussagen von Giuffre sowie weitere Dokumente sind freigegeben worden, nachdem ein Appellationsgericht auf Bundesebene Maxwells Antrag abgelehnt hat, die Unterlagen unter Verschluss zu behalten. Giuffre hat demgemäss am 3. Mai 2016 ausgesagt, dass Maxwell sie angewiesen habe, unter anderem mit dem früheren Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, mit dem früheren amerikanischen Senator George Mitchell sowie mit dem Finanzinvestor Glenn Dubin Sex zu haben.
Aus dem Transkript der Aussage geht nicht hervor, wie alt Giuffre zur Zeit der von ihr erwähnten Vorfälle war. Ebenso wenig steht darin, ob es wirklich zu sexuellen Handlungen mit diesen Männern kam. Keiner von ihnen wird in Zusammenhang mit dem Fall Epstein strafrechtlich verfolgt. Richardson, Mitchell und Dubin – oder deren Vertreter – haben alle mitgeteilt, dass die Anschuldigungen gegen sie falsch seien.
Eine Sprecherin von Richardson sagte, der frühere Gouverneur habe Giuffre nie getroffen. «Diese Anschuldigungen und Schlussfolgerungen sind komplett falsch.» Gouverneur Richardson habe Epstein, im Rahmen ihres beschränkten Austauschs, nie in der Anwesenheit von jungen oder minderjährigen Mädchen gesehen.
George Mitchell hielt in einem Statement fest, dass die in den freigegebenen Dokumenten enthaltene Anschuldigung falsch sei. «Ich habe Frau Giuffre nie getroffen, mit ihr gesprochen oder in einer Form Kontakt gehabt.»
Eine Sprecherin Dubins sagte, dass er «empört» sei ob der Vorwürfe, welche er als «nachweislich falsch und verleumderisch» erachte. Sie sagte, dass Dubin über Flugdaten und andere Beweise verfüge, welche die Anschuldigungen nachweislich entkräften würden.
Der Name des amerikanischen Präsidenten, Donald Trump, der einst ein Freund Epsteins war, taucht in einer Aussage Giuffres vom 14. November 2016 auf. Sie sagte darin, dass Trump und Epstein gute Freunde gewesen seien. Auf die Frage zu möglichen sexuellen Kontakten von Trump gab sie zu Protokoll, dass sie ihn nie beim Sex mit einer der jungen Frauen gesehen habe. Das Weisse Haus hat auf eine Anfrage zur Stellungnahme seitens «Reuters» nicht reagiert.

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