VG-Bgm. Peter Frey, Prof. Vieweg, OTL Angermayer
mit Peter Frey sollten wir uns mal im Justizzentrum Bad Kreuznach unterhalten, evtl. kann Er hier schonmal einen Kommentar drunter schreiben
FAZ: ...wenn wir Juden weiter behaupten....
die Verbrechen der khazarischen Mafia
HP vom Zentralrat der Juden, vor der Schoa lebten 500.000 bis 600.000 Juden in Deutschland
Gedenktafel in Wallhausen zur Judenverfolgung - mit Anmerkungen von Josef Knichel
Frank Roland Gabler: mit der "Schuldfrage" steht und fällt alles - die Rolle Deutschlands
mit Hass vergiftet man sich selbst - Befreiung von Auschwitz
Dr. Hans Penner zum "Holocaust"
Israel soll Deutschland und Iran atomar vernichten - ein Fall für die Staatsanwaltschaft
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Peter Frey spricht am 14. Vovember 2008 in Bingen über den Umgang mit der Vergangenheit.
Auszug:
Auszug:
Dr. Peter Frey Über das Erinnern – vom Umgang mit der Vergangenheit
Veranstaltung im Großen Saal des Kulturzentrums Bingen Bingen, 14. November 2008 - Teil 5 -
Welche Lehren ziehen wir? Für mich sind vier Punkte
wichtig: Es sind die Verantwortung für die Bewahrung der Erinnerung, der
Umgang mit Minderheiten heute, das Bewusstsein für die Bedrängnis der
jüdischen Gemeinden auch bei uns und der besondere Bezug gerade
Deutschlands zu Israel.
Lassen Sie mich die einzelnen Punkte kurz ausführen.
Ich denke, wichtig ist erst einmal, dass wir uns bewusst werden: es
sind nun wir, an denen die Erinnerung hängt. Es hilft dabei, dass in
Deutschland eine Erinnerungskultur gewachsen ist – und Erinnerung nicht
mehr erkämpft werden muss. Es ist eine Erinnerungskultur in Literatur
und Lehrplänen, eine Kultur mit ganz sichtbaren Zeichen in unseren
Stadtlandschaften. Dabei überzeugt mich übrigens oft das Kleine mehr als
das Große. Gewiss, es ist gut, und dafür gebührt der umstrittenen Lea
Rosh großer Dank, dass in Berlin das Holocaust-Mahnmal entstanden ist.
Es ist, trotz vieler Bedenken, zu einem unübersehbaren Zeichen geworden,
dass dieses Land sich seiner Vergangenheit stellt. Zu den angesichts
der monumentalen Größe des Denkmals fast unvermeidlich erschienen
Schmierereien ist es nicht gekomme. Das Konzept funktioniert. Und es
legt für uns alle Ehre ein.
Aber wirkungsvoller sind vielleicht die kleinen
Erinnerungsorte im Alltag. Im Berliner Stadtteil Steglitz beispielsweise
stellt schon seit Jahren eine Spiegelwand das Schicksal der vielen
jüdischen Mitbürger dar, die von hier aus in die KZs verschleppt wurden.
Die Geschichte dieser Menschen, ihrer Entrechtung, ihrer Demütigung,
schließlich ihres Abtransports, ist so in diese Wand hineingeritzt, dass
der Betrachter sich zunächst einmal selbst erkennt. Am Samstag findet
darum herum der Wochenmarkt statt. Oft werden Blumen niedergelegt. Die
Spiegelwand ist Teil des Lebens geworden und so sollte es mit der
Erinnerung sein.
Aber wir müssen auch in die Zukunft schauen.
Selbstverständlich muss das Schicksal der Juden für uns eine ständige
Mahnung im Umgang mit Minderheiten sein. Der italienische Schriftsteller
Primo Levi sagt doch mit Recht: „Es ist geschehen. Und folglich kann es
wieder geschehen“. Also müssen wir achtsam sein, in unserer
Nachbarschaft – und so weit uns das möglich ist in der weiten Welt. Im
jüdischen Museum in Berlin hat gerade eine Ausstellung über die
Verfolgung der Christen im Südsudan stattgefunden. Darauf müssen wir
achten. Wir müssen aber auch lernen, mit Minderheiten bei uns tolerant
umzugehen – und ihnen einen gerechten Anteil im gesellschaftlichen Leben
einräumen. Da wird es konkret und umstritten, wenn wir über Bildungs-
und Arbeitschancen für Migranten sprechen. Wenn wir über das Recht der
Muslime sprechen, auch mit auffälligen Moscheen bei uns präsent zu sein.
Toleranz ist nicht Beliebigkeit. Und Toleranz hat auch ihre Grenzen,
die das Grundgesetz definiert. Toleranz beginnt aber dort, wo wir auch
anderen die Räume für die Verwirklichung ihrer Lebensformen gewähren
müssen, auch wenn sie uns fremd sind.
Mein dritter Punkt betrifft das jüdische Leben in
Deutschland. Es ist ein Glück, dass so viele Juden nach dem Holocaust
wieder in unser Land gekommen sind. „Wer sich ein Haus baut, der
bleibt“, das wurde bei den spektakulären Synagogen-Neubauten in
Frankfurt, Dresden und München gesagt – und wir sollten stolz darauf
sein, dass jüdische Menschen heute wieder eine Zukunft in Deutschland
sehen. Aber Juden sind auch heute eine bedrängte Minderheit. Nur etwa
100.000 Menschen in einem Volk von mehr als 80 Millionen. Diese Pflanze
muss noch wachsen und wir müssen Sie schützen. Schützen heißt: Sich
interessieren, nicht überfordern, selbstverständlich miteinander
umgehen. Vielleicht kann Bingen ja auch einen Beitrag beim Projekt des
Neubaus der Synagoge in Mainz leisten.Schließlich viertens: Unser
Verhältnis zu Israel. Das Entstehen Israels ist ohne den Holocaust nicht
denkbar. Mit Israel verbindet uns nicht nur die Geschichte und eine
geschichtliche Verantwortung, sondern auch eine Grundüberzeugung was die
Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit angeht. Israel hat dieses
Jahr seinen 60. Geburtstag begangen und ist immer noch ein bedrängtes
Land. Wer in die Enge getrieben ist, macht Fehler. Und ich will nicht
verschweigen, dass ich manchen konkreten politischen Schritt der
israelischen Regierung und manches große Bauwerk – das mich an die Mauer
von Berlin erinnert – nicht gut mittragen kann. Aber das lässt sich
leicht sagen, wenn man nicht fast täglich mit der Gefahr von
Terroranschlägen konfrontiert ist und sich nicht mit Nachbarn
auseinander setzen muss, die das eigene Existenzrecht in Frage stellen.
Antsemitismus kommt heute oft im Gewand der Kritik, überzogener und
unfairer Kritik an Israel daher. Die Bundeskanzlerin hat bei ihrer Rede
am Sonntag daran erinnert: Wer von einem „Vernichtungskrieg“ der
Israelis gegen die Palästinenser spricht, der lügt und bedient
antisemitische Impulse. Es geht nicht darum, das dieses Land, das einzig
wirklich demokratische im Nahen Osten, das mit seiner eigenen
politischen Klasse schonungslos umgeht, nicht kritisiert werden darf.
Nein, die schärfsten Kritiker Israels sind Israelis selbst. Aber hören
wir selbstkritisch hin, wie die Kritik formuliert wird und fragen wir
uns, ob sie nicht manchmal mit dem Ziel überzogen wird, Israel heute und
das Nazi-Regime quasi auf eine Stufe zu stellen. Das sagt mehr über die
Kritiker als über Israel aus.
Deshalb: Israel braucht unsere Solidarität,
Anteilnahme – eine lebendige Verbindung – und deshalb: reisen Sie
dorthin, prüfen Sie, ob Bingen mit seinen vielfältigen und tiefen
jüdischen Bezügen einen Städte- oder Schüleraustausch begründen könnte,
holen Sie sich israelische Autoren und Künstler in die Stadt, schaffen
Sie ein lebendiges Netz, das verbindet. Es ist die beste Versicherung
gegen Vorurteile, Intoleranz und neuen Anti-Semitismus.
Über das Erinnern, meine Damen und Herren, haben
schon viel Berufenere im Grunde alles gesagt haben. Es geht heute, wenn
wir über Erinnerung sprechen, nicht mehr um den großen Wurf. Es geht
vielmehr – und dieses Thema hört nie auf – darum, was das Erinnern für
uns bedeutet. Für jeden von uns ganz persönlich. Ich habe in dieser Rede
schon ein paar Vorschläge gemacht, auf offene Themen und offene Fragen
hingewiesen. Erlauben Sie mir, dass ich am Ende noch Beispiele nenne,
die auch hier in Bingen ein Nachdenken auslösen könnten, was noch zu tun
ist. Eines will ich bestimmt nicht: Dem Arbeitskreis Jüdisches Bingen
noch mehr aufbürden. Im Gegenteil: es geht darum, Initiativen für die
Erinnerungsarbeit auf ein breiteres Fundament zu stellen. Auch die
Kirchen müssen sich fragen, was sie in dieser Zeit getan, vor allem, was
sie unterlassen haben. Kultur- und Sportvereine sollten herausfinden,
wie lange Jüdinnen und Juden bei ihnen Mitglied sein durften und unter
welchen Umständen sie ausgestoßen wurden. Wie war es in Chören, bei der
Feuerwehr – und unten am Rhein bei den Frauen am „Wäscheschiffchen“? Es
gibt viele Beispiele, an denen man sich orientieren kann. Am Ende muss
und wird Bingen, das mit der Landesgartenschau ja auch viel neues
Selbstbewusstsein erworben hat, seinen eigenen Weg in der
Erinnerungskultur finden.
Über das Beispiel aus Berlin hinaus will ich auf
zwei Initiativen verweisen, die mir vorbildlich erscheinen: Das erste
sind die sogenannten „Landauer Gespräche“ in der Handels- und Weinstadt
in der Pfalz, in der es eine ähnlich große und florierende jüdische
Gemeinde wie in Bingen gegeben hat. Die „Landauer Gespräche“, die seit
den frühen 90er Jahren einmal im Jahr geführt werden, sind zu einer Art
lebendigem Denkmal geworden, einem Mahnmal für Toleranz und den Wert der
Auseinandersetzung. Landau könnte noch an einer anderen Stelle ein
Vorbild sein. Dort gibt es das vorbildlich restaurierte Frank-Loeb’sche
Haus, das Stammhaus der Familie Frank, aus dem auch die Eltern der
berühmten Anne Frank hervorgegangen sind. Dieses Haus ist zu einem
Kulturzentrum geworden, mit einer kleinen, aber eindrucksvollen
Ausstellung über die Geschichte der Landauer Juden, einschließlich eines
kleinen Synagogenraums mit sakralen Gegenständen. Die Erinnerung hat in
Landau einen bleibenden Ort. Das Haus ist zu einem wirklichen
Verbindungsglied zwischen Gegenwart und Vergangenheit geworden –
übrigens auch ein Stück Heimat für die, die Landau verlassen mussten.
Viele Schulklassen kommen hierher, um einen Eindruck in jüdisches Leben
zu bekommen, einmal eine Thora-Rolle oder Gebetsriemen zu sehen.
Vielleicht könnte auch Bingen einen solchen Raum finden und schaffen.
Ein zweites Vorbild ist mir in der Stadt Osnabrück aufgefallen. Dort
gibt es einen sogenannte „anderen Stadtführer“ – ein Führer durch die
Stadt mit Hinweisen auf Verfolger und Verfolgte zur Zeit des
Nationalsozialismus. Gewiss, mit dem Schriftsteller Erich Maria Remarque
und dem Maler Felix Nussbaum hat Osnabrück prominente Protagonisten, um
der untergegangenen jüdischen Gemeinde zu begegnen. Aber dieser
Stadtführer, der zeigt, wo die Häuser jüdischer Familien standen, der
die Geschichte von Synagogen und Judenschulen kurz umreißt, der aber
auch klarmacht, wo SA und SS ihre Hauptquartiere hatten, wo die Opfer
zuerst eingeliefert und gequält wurden, ist auch so etwas wie ein
„Denk-mal“, ein ganz anderer Wegweiser zur Erkundung der Geschichte der
eigenen Stadt. Übrigens haben ihn sechs Schülerinnen und Schüler und
zwei engagierte Lehrer eines Osnabrücker Gymnasiums erarbeitet. Und
solche gibt es hier in Bingen sicher auch.
Und eine dritte Anregung: Vielleicht findet sich
irgendwo im Binger Stadtbild, möglicherweise auf dem jüdischen Friedhof,
ein Platz für jene Liste der Verstoßenen, die ich zitiert habe, für
eine Gedenktafel der Deportierten und Ermordeten. Auch sollten die
beiden Daten, an denen jeweils mehr als 70 jüdische Menschen in den
Osten transportiert wurden, der 20. März und der 27. September 1942, im
Gedächtnis der Stadt Bingen eine besondere Rolle spielen.
Meine Damen und Herren, ich bin froh, dass wir uns
heute hier getroffen haben. Erinnerung ist keine Last, sondern eine
Befreiung. Was wir erinnern, auch wenn es schmerzhaft ist, das kann uns
nicht mehr beherrschen. Nur wer sich dem Schmerz stellt, kann ihn
überwinden. Wir können die Lücke, die der Holocaust in unser Land und,
wie wir gesehen haben, auch in unsere Stadt geschlagen hat, nicht mehr
schließen. Die Lücke ist da – und die Menschen, die Binger Juden, sie
fehlen uns. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Wir können uns dem
Verlust aber ehrlich stellen. Und wir können darauf hoffen und daran
arbeiten, dass die Leere sich wieder füllt.
Haben Sie vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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