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Adelige Christen
Erster Weltkrieg: Buße für die Vorfahren
Der evangelische Pfarrer Philip Kiril Prinz
von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Foto:
picture-alliance/ZB
Frankfurt am Main (idea) – Adelige Christen aus ganz Deutschland
haben in einem ökumenischen Gottesdienst vor Gott die Schuld ihrer
Familien beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs bekannt. An der mehr als
zwei Stunden dauernden Feier im Kaiserdom in Frankfurt am Main nahmen
mehr als 180 Personen teil. Geleitet wurde sie vom katholischen
Frankfurter Stadtdekan, Johannes Graf von und zu Eltz, sowie dem
evangelischen Pfarrer Philip Kiril Prinz von Preußen (Oranienburg bei
Berlin). Der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. äußerte
im Blick auf seinen Ururgroßvater: „Ich bekenne vor Euch und Gott die
große Schuld, die meine Vorfahren und Wilhelm II. auf sich geladen
haben.“ Angesichts der „hohen Blutschuld“ – mit über 17 Millionen Toten
–, die der erste Weltkrieg forderte, bitte er die Gemeinde und Gott um
Vergebung: „Gott sei unserem Haus gnädig.“ Neben von Preußen traten auch
andere – vor allem Adelige – ans Mikrofon und baten Gott um Vergebung
für die Schuld ihrer Vorfahren.
Deutschland nicht allein schuldig
Zuvor hatte von Preußen in seiner Predigt klargestellt, dass er nicht
eine historische Analyse der Schuld am 1. Weltkrieg vornehmen wolle. In
diesem Zusammenhang zitierte er den im vergangenen Jahr erschienenen
Bestseller von Christopher Clark, „Die Schlafwandler“. (Darin kommt der
britische Historiker zu dem Schluss, dass Deutschland nicht die
Alleinschuld am Kriegsausbruch trägt – d. Red.). Wie von Preußen weiter
sagte, wollte Kaiser Wilhelm II. letztlich keinen Krieg. Dennoch habe er
sich den Kriegstreibern nicht konsequent in den Weg gestellt und den
Krieg später zu seiner Sache gemacht: „Hätte dieser eine Mann den Willen
gehabt, Jesus zu dienen, koste es, was es wolle, ich bin mir sicher,
die Geschichte wäre anders verlaufen. Es hat ihm offenbar gefehlt, Jesus
zutiefst zu lieben, obwohl er ein frommer Mann war.“ Neben den
deutschen Eliten wurde nach Meinung von Preußens auch die evangelische
Pfarrerschaft schuldig. Er tat auch Buße für die Pfarrer, die damals
Kriegsbegeisterung geschürt und das Ausland verteufelt hätten. Für die
katholische Kirche bekannte zu Eltz die Schuld. Er tue Buße für alle
Bischöfe, die vor dem Ersten Weltkrieg die Friedensbotschaft des
damaligen Papstes – Benedikt XV. – nicht weiterverbreitet hätten,
sondern stattdessen eine Atmosphäre herstellen halfen, die den Weltkrieg
unausweichlich machte.
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