Tesla Roadster / Hackenheim
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Ein
Elektroauto, 350 km/h schnell und Saft für 600 Kilometer Strecke an
Bord – klingt ziemlich schräg? Doch der Quant mit Flusszellenantrieb ist
auf dem Weg zur Serie.
Auszug:....
Auszug:....
Dieses Salzwasser-Elektroauto ist eine Sensation
Ein Elektroauto, 350 km/h schnell und Saft für 600 Kilometer Strecke an
Bord – klingt ziemlich schräg? Doch der Quant mit Flusszellenantrieb ist
auf dem Weg zur Serie.
Von
Stefan Weißenborn
Die Wahrscheinlichkeit ist
nicht sehr hoch. Aber rund um Stuttgart könnte es schon sein, dass einem
dieser Tage ein futuristisch anmutendes Gefährt begegnet, das ein Logo
trägt, das bis jetzt an keinem anderen Automobil klebt. Ist dann auch
kein Motorgeräusch zu hören, dann wird es der Quant sein.
Denn das bislang
einzige Exemplar der flüsterleisen elektrischen Sportlimousine, ein
Forschungsfahrzeug einer neuen Automarke, steht derzeit in Weissach nahe
Stuttgart bei einem Entwicklungspartner und hat jüngst nach Abnahme
durch den TÜV die Straßenzulassung erhalten. Diese Erlaubnis von
Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr ist eine wichtige Etappe auf dem
Weg zur Serienfertigung.
Was jetzt folgt,
ist die Homologation, der Genehmigungsprozess, bei dem überprüft wird,
ob auch alle technischen Details den behördlichen Vorschriften
entsprechen – von den Bremsen über die Beleuchtung bis zu den
Sicherheitsgurten.
So weit, so normal. Auch andere Hersteller müssen auf dem Weg zur Markteinführung diese Etappen durchlaufen.
Klingt nach Sciene-Fiction, ist aber wahr
Doch die Quant
e-Sportlimousine der Nanoflowcell AG mit Sitz Liechtenstein ist das
erste Fahrzeug mit Flusszellenantrieb. Was nach Science-Fiction klingt,
könnte nicht weniger als die Elektromobilität revolutionieren. "Wir sind
sehr schnell, voller Einsatzwillen, gehen an Grenzen und sind unserer
Zeit ein Stück voraus", so die etwas wolkige Aussage von Nunzio La
Vecchia, technischer Leiter bei Nanoflowcell, der den Prototypen
federführend erdacht, entwickelt und aufgebaut hat.
Bei seinem
ersten Auftritt auf dem Genfer Automobilsalon in diesem Frühjahr parkte
der elektrische Flitzer in nächster Nähe zum Tesla-Stand, und sollte der
Quant irgendwann nach der für 2015/2016 erwarteten Homologation
tatsächlich in den Handel gehen, dann wäre er eine krasse Kampfansage an
den amerikanischen Elektropionier.
Der Hersteller
verspricht zumindest für das 5,25 Meter lange Forschungsfahrzeug eine
Dauerleistung von 653 PS, in der Spitze würden es die vier
Elektromotoren sogar auf 925 PS bringen. Ein maximales Drehmoment von
viermal 2900 Newtonmetern soll den 2,3 Tonnen schweren Viersitzer mit
den riesigen Flügeltüren in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren
können. Die Endgeschwindigkeit betrage rund 350 km/h.
Das allein schon
sind unerhörte Werte für einen Stromer, doch was die Konkurrenz
aufschrecken lässt, ist die Reichweite: Bis zu 600 Kilometer hat
Nanoflowcell ermittelt, und da sei noch Luft nach oben. "Hohlraum für
ein größeres Tankvolumen ist da", sagt Firmensprecher Volker
Pulskamp-Böcking. Der Prototyp kann zweimal 200 Liter Treibstoff tanken.
Wobei Treibstoff hier eine Elektrolyt-Flüssigkeit ist, eine wässrige
Lösung mit Metallsalzen. Salopp: Salzwasser.
Auch Schiffe mit Flusszelle denkbar
Diese
ionisierte Flüssigkeit umspült, vereinfacht gesprochen, eine Membran in
der Flusszelle von zwei Seiten. Aus dem einen Tank kommt eine positiv
aufgeladene Elektrolyte, aus dem anderen eine negative. "Bei dieser
Redox-Reaktion entsteht elektrischer Strom", erläutert Pulskamp das
Grundprinzip. Wenn die Prozesse Reduktion und Oxidation parallel
stattfinden nennen Experten das auch "kalte Verbrennung".
Einst
patentieren ließ die Flusszelle als alternative Speichertechnologie 1976
die Nasa. Nanoflowcell hat das Prinzip aufgegriffen und nach eigenen
Angaben verfeinert, hält jedoch geheim, wie. Im Vergleich zur bei Elektroautos
verbreiteten Lithium-Ionen-Technologie für die Akkus spricht der
Hersteller bei der Energiedichte vom Faktor fünf: Fünffach größer sei
die mögliche Reichweite.
Marktstart,
Preise, Ausstattung, Auslegung und weitere Parameter stehen so früh im
Entwicklungsstadium wie üblich noch nicht fest. Doch sind auch andere
Fahrzeuggrößen und Karosserieformen nicht ausgeschlossen. "Es werden
alle Szenarien durchdacht", sagt Sprecher Pulskamp.
Nach
Vorstellungen der Nanoflowcell AG könnten künftig auch große Schiffe mit
einem Flusszellenantrieb umweltfreundlich über die Meere schippern,
denn was aus Schornstein und Auspuff herauskommt, ist nichts als Dampf
oder ein unschädliches Granulat, je nach technischem Verfahren. Oder
Häuser könnten "als autarke Systeme" ihren eigenen Strom erzeugen – nur
die Elektrolyte-Tanks müssten regelmäßig befüllt werden. Bereits genutzt
wird die Flusszellen-Technik für das Energiemanagement von Windkraft-
und Solaranlagen.
Immenser Liter-Verbrauch und trotzdem billiger
Was man aber
bereits sagen kann: Der neue Treibstoff wird günstig sein. Eine Liter
der Elektrolyt-Flüssigkeit werde sehr viel billiger als ein Liter
Benzin. Das wäre auch notwendig, denn das Forschungsfahrzeug benötigt im
besten Fall rund 66 Liter Elektrolyte. Die Treibstoffkosten auf 100
Kilometer sollen dennoch niedriger sein. Auch das Tanken selbst stelle
keine Hürde dar und sei so schnell erledigt wie bei Autos mit
herkömmlichen Verbrennungsmotoren.
Nur: Bislang
gibt es keine Infrastruktur zum Befüllen der gigantischen Tanks des
Quant, es existiert noch keine einzige öffentliche Zapfsäule. Was das
Forschungsauto schluckt, wird vom Forschungsteam erzeugt. Wie für das
ganze Auto ist Nanoflowcell auch beim Herstellen der Salzwasserlösung
noch auf der Suche nach weiteren Partnern.
Auf dem Weg zur
Homologation für die Serienfertigung hat Nunzio La Vecchia immerhin
schon Bosch Engineering im Boot. Die Tochter des großen
Automobilzulieferers hilft derzeit dabei, zwei weitere Prototypen
aufzubauen. Und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, irgendwo in der
Nähe von Stuttgart demnächst einen Quant über die Straße stromern zu
sehen – wenn auch zunächst nur ein bisschen.
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