Astraea (Mythologie) – Wikipedia
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Auszug:
Astraea oder Astraia (griechisch Ἀστραíα) ist eine Gestalt der griechischen und römischen Mythologie, die im Zusammenhang mit dem Mythos von den Weltaltern steht, der erstmals in Hesiods Gedicht Werke und Tage erscheint. Dort beschreibt der Dichter das letzte, das eiserne Geschlecht, das keine Achtung für Gerechtigkeit und Gesetz mehr kennt, keinen Respekt vor den Eltern oder der Heiligkeit des Gastes, wodurch deren Verkörperung schließlich die Erde verlässt:
- Auf zum Olympos wird alsdann von geräumiger Erde
- Wandern, den herrlichen Leib mit weißen Gewändern umhüllend,
- Weit von dem Treiben der Menschen zum Stamm der Ewigen flüchtend,
- Scham und Scheu [im Original: Αἰδὼς καὶ Νέμεσις]; zurück wird bleiben der sterblichen Menschen
- Düsterer Jammer, und Hilfe sich nirgends zeigen im Elend.[1]
Was von Hesiod nur knapp angesprochen wird, wurde von Aratos von Soloi im 3. Jahrhundert v. Chr. in dessen Phainomena zu einem eigenständigen Mythos erweitert.[2] In diesem astronomischen Lehrgedicht erzählt er die Geschichte der Entstehung des Sternbilds der Jungfrau. Diese Jungfrau war demnach Dike, die Verkörperung der Gerechtigkeit (entsprechend der Nemesis bei Hesiod), die im ursprünglichen Goldenen Zeitalter mitten unter den Menschen wohnte und sichtbar in den Versammlungen erschien, um das Gesetz zu verkünden:
- Bald auf dem Markte des Volks, und bald auf geräumigem Heerweg,
- Sang sie Bürgergesetze mit ernst anmahnendem Nachdruck.
- Niemals wussten sie da von unglückseligem Hader,
- Noch von der Feldabteilung, der zänkischen, noch von Getümmel.
- Einfach lebete man, und fern den Gefahren des Meeres.
- Leibesbedarf pflag nimmer ein Schiff aus der Fremde zu führen,
- Sondern der Stier und der Pflug, und sie selbst, die verehrte der Völker,
- Reichlich erbot sie alles, die Rechtausspenderin Dike.[3]
Traditionell war Dike die Tochter des Zeus und der Themis,[4] bei Aratos aber wird als Vater der Jungfrau Astraios genannt, bei Hyginus wird dann noch Eos als Mutter ergänzt.[5]
Ovid schließlich gibt der Nemesis-Dike–Jungfrau den eigenen Namen, Astraea, oder griechisch Astraia. Er lässt in seiner Version des Mythos wie Hesiod die Jungfrau nur am Ende auftreten, als sie die blutbesudelte Erde des eisernen Zeitalters verlässt:
- Achtende Scheu ist dahin, und von blutbefeuchteten Ländern
- Kehrte die Jungfrau heim, Astraia, der Himmlischen letzte.[6]
- Schon ist das Ende der Zeit nach dem Lied von Cumae gekommen.
- Und großartig beginnen den Lauf ganz neue Geschlechter.
- Schon kehrt wieder Astraea, es kehrt Saturnus’ Regierung:
- Neue Geburten entsteigen nun bald dem erhabenen Himmel.[7]
Im England Elisabeths I. wird dieser Mythos erneut aufgegriffen. Die Königin wird selbst zu Astraea, die Gerechtigkeit und die Rückkehr zur ursprünglichen Religion verspricht (sie bzw. ihre Hofpoeten beziehen sich hier auf die anglikanische Kirche). Das Goldene Zeitalter erlangt eine neue Realität durch die Entdeckung und Besiedlung der Neuen Welt. Es ist nun nicht mehr lediglich ein Reich des Glaubens, sondern ein weltumspannendes Imperium, das durch die Herrschaft einer gerechten, tugendhaften Königin vereint ist.
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