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Auszug:
Wer ist Pastor Bode?
Bremen
Zum Gespräch kommt er
auf seinem Mofa. Das sei umweltfreundlicher als ein Auto, sagt er.
Seine Statur erinnert an Otto Waalkes, den zappelnden Ostfriesen.
Manchmal spricht er für Augenblicke auch so wie Otto. Das ist seine
Flucht-Sprache, wenn er das erstrebte Interesse an seiner Person als
entnervend empfindet. Seitdem er kürzlich im Talar mitging, als Tausende
in Brokdorf
gegen den Bau des Kernkraftwerks Unterelbe protestierten, wird oft nach
ihm gefragt. Manche Fragen liefern das Vorurteil gleich mit: "Was für
ein Typ ist der rote Pastor?"
Seit vier Jahren wirkt
Pastor Friedrich Bode an der Gemeinde Horn in Bremen. Gemeindearbeit ist
ihm wichtig, von Altenarbeit hält er viel, mit Alten macht er einen
Meditationskreis. Bis zum Wochenende von Brokdorf wurde der
achtunddreißig Jahre alte Pastor den Konservativen zugeordnet. Nun,
nachdem sein Photo in fast allen Zeitungen im Zusammenhang mit
Demonstranten zu sehen war, bohrt Argwohn. Das Schema: Demonstrant
gleich Kommunist sitzt wie gemauert in vielen Köpfen. Eine Lesart aus
Kiel besagt, Bode habe in Brokdorf die Militanten angeführt. Das sei
nicht wahr, sagt der Pastor, er habe stundenlang zwischen Demonstranten
und Polizei vermittelt und zur Vernunft gemahnt.
Er trug während der
Demonstration seinen Talar. Darüber haben sich einige andere Theologen
aufgeregt. Bodes Begründung: "Wenn Bürger Angst und Sorgen haben, gehört
Kirche sichtbar an ihre Seite." An allen Ecken und Enden, sagt er, sei
in Brokdorf nach "dem Pastor" gerufen worden. "Wenn beim nächstenmal
zwanzig oder dreißig Theologen beider Konfessionen bei einer gewaltlosen
Demonstration mitmachen, dann konzentriert sich das Interesse nicht so
auf einen."
Bodes Familie stammt
aus Ostpreußen, dort wurde er geboren. Diese Heimat, sagt er, habe ihm
die Liebe zur kräftigen, unzerstörten Natur mitgegeben. Vom Umweltschutz
("das ist für Christen ein Auftrag Gottes") kam er zur Kernenergie. Er
gründete einen Arbeitskreis. Er weiß, daß zu den Brokdorf-Demonstranten
auch Kommunisten gehörten. "Sollen wir davonlaufen und ihnen die Sache
überlassen?" In Brokdorf haben Kommunisten ihn beschimpft.
Ist er ein Held, ein
Draufgänger oder ein Märtyrer-Typ? Er lacht, trinkt Tee, zappelt ein
bißchen, lehnt die Zigarette ab ("Umweltschutz"), erzählt vom
Medizinstudium seiner Frau und von seinen Kindern. "Was ich bin, weiß
ich noch nicht genau. Aber ich weiß, daß die Kirche nicht abseits stehen
darf beim Thema Umweltschutz und Atomenergie."
Wenn wieder gewaltlos
demonstriert wird – wahrscheinlich schon am Buß- und Bettag in
Lichtenmoor, auf dem für die Wiederaufbereitung des Atommülls
vorgesehenen Gelände –, dann, meint Friedrich Bode, sollte die Menge
zusammen singen: "Ein feste Burg ist unser Gott."
Lilo Weinsheimer
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