erhalten per mail von Klaus Kapnig
gestern hat mich die JOH Bad Lippspringe angerufen, Frau Haverbeck hatten wir auch angesprochen. Evtl. kann Ralf Frau Haverbeck davon überzeugen, dass es wichtig ist sich zu seiner Staatsangehörigeit zu bekennen, um staatliche Gesetze einzufordern, bislang hat Sie das noch nicht gemacht, jedenfalls habe ich nichts vorliegen / nichts mitbekommen
Ralf Vossen, JOH Bad Lippspringe, Staatsangehörigkeitsausweis ausgefüllt
Funk Nr.: 0172 / 2762766
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Von: Heidrun Beisswenger
[mailto:heidrun.beisswenger@ adelinde.net]
Gesendet: Mittwoch, 30. Mai 2018 07:58
An: Verborgene_Empfaenger:
Betreff: Brief von Ursula Haverbeck aus dem Gefängnis
Gesendet: Mittwoch, 30. Mai 2018 07:58
An: Verborgene_Empfaenger:
Betreff: Brief von Ursula Haverbeck aus dem Gefängnis
https://freiheit-fuer-ursula.
Auszug:
Bielefeld, den 28. Mai 2018
Liebe Angehörige des Volkes der Dichter und Denker!
Da wacht etwas auf, beginnt vom
Protestieren und Jammern zum Handeln überzugehen – und schreibt Briefe
in einer so riesigen Zahl.
Die Gefängniszensur bricht beinahe
zusammen und ich kann nur völlig überrascht danken für die
Gesundheitswünsche und immer wieder angebotene Unterstützung. Bitte
versteht, das geht nur noch in einer Sammelantwort.
Sehr viele fragen, was können wir für
Dich tun, Ursula? – Genau das, vom Denken und wütendem Schweigen zum
Sprechen und Handeln übergehen. Damit könnt Ihr nicht nur für
Deutschland und alle Völker dieser Erde etwas tun, sondern auch für
mich.
Hier im Haus sind inzwischen alle genau
informiert, dank Eurer Demo und der Briefe. Außerdem müssen alle lokalen
Medien mehr als einen Tag lang über mich und Euch berichtet haben. Die
beiden Lieder habe ich übrigens gut gehört und auch, daß es ein großes
Ereignis war, die Reden konnte ich nur gelegentlich in einem Wortfetzen
hören.
Nun sind alle Mitarbeiter und
Mitgefangene noch freundlicher und hilfsbereiter. Was im Rahmen ihrer
Möglichkeiten liegt, tun sie zu meiner Unterstützung beim Einleben in
dieser neuen Welt.
Ich habe viel Zeit – völlig ungestört –
über die Gestaltung einer wünschenswerten Volksordnung in der Zukunft
nachzudenken. Wie viele Seminare haben wir einst dazu durchgeführt und
die trapezförmigen Tische, die ich in den sechziger Jahren für unseren
Seminarraum entwickelte, um runde und auch eine ovale Form zu erhalten,
die habe ich hier im sogenannten Fernsehraum auch vorgefunden, die
wurden damals überall nachgemacht.
Damit habe ich schon einige der Fragen
beantwortet, die immer auftauchen. Dank für die zahlreichen Briefmarken,
die ich sehr gut gebrauchen kann, vor allem für die noch lebenden
Jahrgangsgenossen, die, wie ich, das Internet nicht nutzen, sondern
lieber lesen und schreiben. Es gibt erstaunlicherweise bisher nur
Vorschriften, wie viel Strümpfe, Hosen oder Jacken man haben darf, aber
noch nicht, wie viele Briefe ich schreiben darf.
Besonders aufschlußreich auch für manche
deutschen Briefe war der Artikel von einem David Hesse aus dem
Tagesanzeiger aus der Schweiz vom 11. Mai 2018. Da heißt es: „Keine
Frage, Holocaustleugner wie die eben verhaftete Ursula Haverbeck gehören
geächtet und bekämpft. Aber nicht ins Gefängnis.“ Als
Zwischenüberschrift hieß es: „Wahrheitsgesetze sind ein Fehler.“
Herzlichen Dank für den Brief und ebenso
für die zweifelnde Kritik an meiner Frage nach dem Tatort (…), der
daran erinnert: „Es gibt ‚meine‘ Wahrheit und ‚deine‘ Wahrheit und es
gibt die Wahrheit.“
Forschungsergebnisse über historische
Abläufe sind immer subjektiv gefärbt in der Bewertung und unterliegen
der Wandlung. Wie war das doch mit Katyn? 40 Jahre lang sollte die
Deutsche Wehrmacht dort 4500 polnische Offiziere umgebracht und
verscharrt haben. Jelzin überraschte den polnischen Ministerpräsidenten
1991 (oder 92), daß Stalin den Befehl zur Liquidierung von 22.000
polnischen Intellektuellen und Offizieren gegeben hatte, wozu auch die
Opfer von Katyn gehörten.
Wurde das jemals in den Medien von der Regierung öffentlich richtiggestellt?
Leider geistert durch einen Teil der
Briefe noch immer die Angst, sodaß sie ohne Namen und Anschrift kommen.
Vielleicht sollte einmal gemeinsam darüber nachgedacht werden, ob eine
Feindmacht besiegt werden kann, solange ihre Gesetze befolgt werden?
Können wir auf andere warten?
Natürlich müssen immer Prioritäten
gesetzt werden und es gilt für eine Kinderfamilie anderes als für
Rentner. So schrieb auch einer sehr berechtigt, warum haben die
„Neunzigjährigen, die in den letzten Jahren zu 4-5 Jahren Gefängnis
verurteilt wurden, weil sie im 5. Kriegsjahr in Auschwitz eingesetzt
waren, nicht nun Klartext vor Gericht geredet?“
Ganz einfach, weil sie nicht Ursula
Haverbeck hießen. Wir haben kein Recht, ihnen das vorzuwerfen.
Wünschenswert wäre es natürlich gewesen.
Aus allen Briefen klingt immer wieder
hindurch, daß die Justiz sich tatsächlich „im Würgegriff der Politik“
befindet (2002 Vorsitzender des Deutschen Richterbundes) und daß wir das
„Ende der Gerechtigkeit“ – so der jetzige, Jens Gnisa, hier aus
Bielefeld – tatsächlich erleben.
Ich denke in der Abgeschiedenheit nach darüber, was nun für unser Handeln Priorität hat.
Wer dazu gute Gedanken hat – aber bitte nicht Erwartungen an andere – ist herzlich eingeladen, mir das mitzuteilen.
Herzlichen Dank und liebe Grüße von Eurer, durch diese gelungene Aktion hochgestimmten,
Ursula Haverbeck
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