Hinweis durch einen Zeitungsbericht auf S. 14 in der heutigen Rhein Zeitung
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Von Rüdiger Lutterbach
200. GEBURTSTAG Otto von Bismarck hatte eine ganz besondere Beziehung zu Bad Kreuznach / Erster Ehrenbürger
BAD
KREUZNACH - Am heutigen Mittwoch, 1. April, jährt sich zum 200. Mal der
Tag, an dem Otto von Bismarck das Licht der Welt erblickte. 56 Jahre
später, 1871, wurde er erster Reichskanzler des Deutschen Reiches,
dessen Gründung er maßgeblich vorangetrieben hatte. Was das mit Bad
Kreuznach zu tun hat? Eine ganze Menge, wie der Hobby-Historiker Steffen
Kaul zu berichten weiß. Schließlich ist Otto von Bismarck ein
Ehrenbürger dieser Stadt und auf der Roseninsel erinnert eine Statue an
den großen Staatsmann.
Dass Bismarck kein großer Freund der Demokratie gewesen war,
vermochte die Hinwendung und Bewunderung der Bad Kreuznacher ihm
gegenüber nicht zu schmälern – zumindest nicht zu seinen Lebzeiten. Otto
von Bismarck, der seine politische Laufbahn im Alter von 32 Jahren als
Abgeordneter des preußischen Landtags begonnen hatte, betrat 1854 zum
ersten Mal Bad Kreuznacher Boden – als Kurgast. „Kurgast Nr. 1850 Se.
Exzellenz Graf Bismarck-Schönhausen, Bundestagsabgeordneter mit
Bedienung aus Frankfurt am Main“, zitiert Kaul einen Eintrag in der Kur-
und Fremdenliste des 15. Juli jenes Jahres. Bismarck wohnte im Hotel
Rheinstein, dem späteren Europäischen Hof, in der Salinenstraße
gegenüber der heutigen Badeallee.
Im September 1862 wurde Bismarck dann zum Ministerpräsidenten von
Preußen ernannt. Dieses Amt verrichtete er 27 Jahre lang, wodurch er
sich den Titel „Eiserner Kanzler“ verdiente. Am 21. März 1871 soll
Bismarck, inzwischen zum Reichskanzler aufgestiegen, eine ganz besonders
innige Beziehung zu Bad Kreuznach und seinen Bürgern eingegangen sein,
denn an diesem Tag soll sich folgende Geschichte zugetragen haben.
Otto von Bismarck fuhr mit dem Zug von Versailles nach Berlin zu
einer Sitzung, sein Waggon war mit Akten vollgeladen, an Speisen oder
Getränke hatte man aber nicht gedacht. In jedem größeren Bahnhof wurde
angehalten, überall schüttelten ihm Bürgermeister, Politiker und
Ehrenjungfrauen die Hände, es wurden lange Reden gehalten, ein
dreifaches Hurra erklang – nur für das leibliche Wohl des Reichskanzlers
war nicht gesorgt. Nirgends gab es etwas zu essen oder zu trinken.
In einem Zug geleert
Als der Zug schließlich in Kreuznach einrollte, war Bismarck so
verärgert, dass er den Waggon erst gar nicht verlassen wollte. Plötzlich
sah er zwischen den ganzen hohen Herren eine Festjungfrau mit einer
großen Weinflasche und einem mächtigen Becher auf dem Bahnsteig stehen.
Bismarck sprang aus dem Wagen, rannte an der Festgesellschaft vorbei zum
Kelch mit Nahewein und leerte ihn in einem langen, kräftigen Zug.
Später soll Bismarck in einem Brief geschrieben haben: „Nie im Leben
habe ich eine solche Wirkung von einem Glase Wein verspürt, es rann mir
wie neues Leben durch den Leib, und ich fühlte mich plötzlich gesund und
frisch an Körper und Geist. Bis nach Berlin aber bedauerte ich, dass
mir im Gedränge und der Hast der Abfahrt der Rest des köstlichen Weines
entgangen war.“
Nur die Statue hat überlebt
Dass Bismarck 1890 aus allen politischen Ämtern entlassen wurde,
hinderte die Kreuznacher Stadtverordnetenversammlung nicht daran, ihn
fünf Jahre später, anlässlich seines 80. Geburtstag am 1. April 1895,
zum ersten Ehrenbürger ihrer Stadt zu ernennen. Und natürlich musste ihm
als Ehrerbietung auch ein Denkmal errichtet werden. Man bewilligte 20
000 Mark, um vom Kreuznacher Bildhauer Hugo Cauer ein Standbild in
Bronze schaffen zu lassen. Im Juli 1897 feierten 4000 Kreuznacher die
Einweihung des Bismarck-Denkmals auf dem Kornmarkt, der vorübergehend in
Bismarck-Platz umbenannt wurde.
Heute, exakt 200 Jahre nach seiner Geburt, ist der Mythos des ersten
Reichskanzlers weitgehend verblasst. Der Bismarckplatz wurde längst
wieder in Kornmarkt zurückbenannt und von dem einst so prächtigen
Denkmal ist nur noch die Statue übrig geblieben, die auf der Roseninsel
ein weitgehend unbeachtetes Dasein fristet. Aber Bad Kreuznacher
Ehrenbürger, das ist Otto von Bismarck immer noch.
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