siehe dazu auch:
keine Macht den "Reichsbürgern"
Frank Radon zu Heike Werdings Geschäftsmodell
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vor 5 Stunden - Ihr höchstes Gericht hat die Gruppe in Berlin-Lichterfelde. Die Polizei greift hart durch gegen die Reichsbürger.
Auszug:
Auszug:
Reichsbürger: Die gefährliche Parallelwelt von Lichterfelde
Ihr höchstes Gericht hat die Gruppe in
Berlin-Lichterfelde. Die Polizei greift hart durch gegen die
Reichsbürger. Jetzt kommt raus, was sie genau planten.
Drei Tage hat
sich Uta Mahling nicht mehr im Internet bei ihren Anhängern gemeldet.
Wahrscheinlich auch deshalb, weil die Beamten ihr Mobiltelefon und ihren
Computer beschlagnahmt haben. Ermittler durchsuchen die Geräte nach
belastendem Material.
Jahrelang hat die 58-Jährige, deren Name hier aus rechtlichen Gründen geändert wurde, von Berlin
aus den Aufbau einer Reichsbürgergruppe gesteuert, die das Ziel hatte,
die Bundesrepublik Deutschland abzuschaffen. Die Gruppe nennt sich
"Geeinte deutsche Völker und Stämme", Mahling selbst erklärte sich
zur "Generalbevollmächtigten".
Am Donnerstagmorgen dieser Woche schlug die Polizei zeitgleich in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu. Der Vorwurf lautet: Bildung einer kriminellen Vereinigung.
Unter anderem sollen
die Reichsbürger Brandenburgs Justizminister Stefan Ludwig bedroht und
so versucht haben, den inhaftierten Holocaustleugner Horst Mahler
freizupressen. Zudem wird den Mitgliedern eine Vielzahl von
Sachbeschädigungen, versuchten Nötigungen, versuchten Erpressungen und
versuchten Freiheitsberaubungen durch ein selbst ernanntes Gericht
vorgeworfen. Weshalb konnte Uta Mahling so lange ungestört in Berlin
agieren? Und ist ihre Gruppe nur irre – oder auch gefährlich?
"Eigene Ordnung" als Ziel
Laut Verfassungsschutz
gibt es bundesweit inzwischen 19.000 Reichsbürger, allein in Berlin
und Brandenburg sind es jeweils mehr als 650. Manche von ihnen gelten
als militant, andere als vergleichsweise harmlos. Die
Generalstaatsanwaltschaft sagt, Mahling und ihre Mitstreiter hätten in
Deutschland eine "eigene Ordnung" errichten wollen.
Reichsbürger
erkennen die Bundesrepublik nicht als Staat an, sondern betrachten sie
als Firma. Weil Firmen keine Gesetze erlassen dürfen, müsse man sich
auch nicht an solche halten – soweit die Logik.
Unter ihrem echten
Namen betreibt Mahling einen Youtube-Kanal, auf dem sie ihre Weltsicht
erklärt. Ihre Argumente klingen konfus, mal beruft sie sich auf die
"Germanischen Erstbesiedlungsrechte", mal auf den "Weltpostvertrag von
1897".
Ein Aussteiger hat dem Tagesspiegel
zahlreiche Unterlagen zugespielt, die ein Bild vom Innenleben der
"Geeinten deutschen Völker und Stämme" zeichnen. So ist in einem
seitenlangen Schreiben aufgelistet, wie die Gruppe Deutschland nach der
Machtübernahme verändern will: Alle Entscheidungsträger der
Bundesrepublik, darunter Politiker, Spitzenbeamte, Richter und
Unternehmenschefs, sollen für fünf Jahre inhaftiert werden. Sämtliche
Schulen sollen für mindestens ein Jahr geschlossen werden, damit neue
Lehrer eingearbeitet und alternative Lehrpläne erstellt werden können.
Weiter heißt es: "Ausländer, Flüchtlinge, also nicht Heimische,
werden in ihre Heimatländer geleitet."
Gefängnisinsassen
sollen künftig nur noch "rohe und unbehandelte Lebensmittel" erhalten.
Sogar die künftigen Feiertage hatte die Gruppe bereits festgelegt: In
ihrem Deutschland sollen ausschließlich "ursprüngliche", also von "vor
der Christianisierung", gelten: Der 29. September wäre "Wodanstag" –
als "Dank an Wodan für die Ernte". Der 14. Oktober "Ahnenopferfest" –
zu Ehren und Gedenken der Vorfahren.
Dem Tagesspiegel
liegen die Namen von mehr als 40 Amtsträgern der Gruppe vor. Sie
nennen sich "Bürgermeister", "Magistrat" oder "Judizikarin". Manche von
ihnen gehören einem regelmäßig in Berlin tagenden "Gericht" an, das
ihrer Vorstellung nach schon jetzt die wichtigste Entscheidungsinstanz
auf deutschem Boden darstellt: das "Höchste Gericht der geeinten
deutschen Völker und Stämme".
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