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vor 4 Stunden - Juni 1989 habe China gegen politische Aufstände und politische Unruhen immunisiert. Die Vorfälle an diesem Tag vor 30 Jahren - gemeint ist ...
Auszug:
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Chinas Kartenhaus vor dem Zusammenbruch
Stand: 04.06.2019 16:31 Uhr
Ewig lassen sich die Chinesen nicht für
dumm verkaufen: Noch verschleiert die Regierung das Tiananmen-Massaker.
Doch sobald die Jugend Antworten fordert, steht die Legitimität der
Führung infrage.
Ein Kommentar von Axel Dorloff, ARD-Studio Peking
Ein unsäglicher Kommentar steht im chinesischen
Parteiblatt "Global Times" in der englischsprachigen Ausgabe: Dort
argumentiert der Autor, der 4. Juni 1989 habe China gegen politische
Aufstände und politische Unruhen immunisiert. Die Vorfälle an diesem Tag
vor 30 Jahren - gemeint ist das brutale Massaker rund um den Platz des
Himmlischen Friedens in Peking - wirkten in der chinesischen
Gesellschaft auch in Zukunft noch wie eine Impfung. Dieser Autor täuscht
sich. Diese Impfung wird irgendwann wirkungslos und das ganze
Kartenhaus wird in China zusammenbrechen.
Denn auch die chinesische Gesellschaft lässt sich
nicht auf ewig für dumm verkaufen. Irgendwann kommt sie, die
Generation, die eine offene Debatte über das wünscht, was 1989 in China
passiert ist. Irgendwann stellen junge Chinesen auf einmal Fragen und
fordern Antworten. Und das wird die Legitimität der Kommunistischen
Partei Chinas dann ganz schnell infrage stellen.
Die Machthaber unterdrücken das Gedenken
Denn die Legitimität der chinesischen Machthaber
beruht bis heute darauf, dass das eigene Militär mit Maschinengewehren
und Panzern auf die eigene Bevölkerung geschossen hat. Hunderte, wenn
nicht tausende Menschen, wurden dabei getötet: Schüler, Studenten,
Arbeiter und Staatsbedienstete.
Chinas politische Führung hat Angst, darüber
offen zu diskutieren und sich diesen Ereignissen zu stellen. Mit aller
Macht unterdrückt sie das Erinnern, das Gedenken, die Aufarbeitung und
die historische Forschung. Von einer Entschuldigung oder auch nur einer
Anerkennung der Ereignisse ganz abgesehen. Aber wer unterdrückt und
verschleiert, ist in höchstem Maße verunsichert.
China hat sich im Duell mit Trump verkalkuliert
Chinas Weg beruht seit 1989 auf der Formel
"Wohlstand statt Freiheit". Aber 30 Jahre nach der demokratischen
Protestbewegung und dem Massaker von Tiananmen funktioniert diese Formel
immer schlechter.
Die chinesische Wirtschaft ist verwundbar, die
Verschuldung der öffentlichen Haushalte und der Staatsunternehmen sind
eine tickende Zeitbombe. Der Handelskrieg mit den USA hinterlässt seine
Spuren: China hat sich im Duell mit US-Präsident Donald Trump
verkalkuliert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Führung ihr
Versprechen des wachsenden Wohlstands nicht mehr einlösen kann, erhöht
sich mit jedem Monat. Und dann funktioniert der ganze Vertrag nicht
mehr, der nach 1989 mit der chinesischen Bevölkerung geschlossen wurde.
Eine kleine Erschütterung kann alles zum Einsturz bringen
Dann kommen die Unzufriedenen, die Zweifler, die
Kritiker. Neue und solche, die es sowieso seit 30 Jahren schon gibt -
und die nur darauf warten, politisch zurückzuschlagen.
Es ist schwer zu sagen, wie lange das chinesische
System noch stabil bleibt. Aber es beruht auf so viel Lüge, Verdrängung
und Repression, dass eine kleine Erschütterung reichen kann, um alles
zum Einsturz zu bringen. Da hilft dann auch die angebliche Impfung von
1989 nicht. Ganz abgesehen davon, dass dieser Vergleich zynisch ist.
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