Lausitzer Rundschau
vor 1 Tag
Auszug:
Es ist das Jahr 2008, die CDU veranstaltet ihren Parteitag in
Stuttgart. Angela Merkel steht am Rednerpult und will dem damaligen
hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch für den Endspurt seines
Wahlkampfes ein paar warme Worte mit auf den Weg geben. Sie ruft: „Mein
lieber Roland Kotz . . . Koch . . .“ Nur ein Versprecher?
Warum so viele Altvordere der CDU plötzlich ihre Bundeskanzlerin kritisieren.
Bis heute ist ungeklärt, wie es zu diesem verbalen Fauxpas kommen konnte. Koch applaudiert danach höflich. Der Ausrutscher sagt freilich etwas über das Verhältnis der CDU-Vorsitzenden zum erzkonservativen Hessen aus – man ist sich von jeher in inniger Abneigung verbunden gewesen. So geht es Merkel mit allen Polit-Oldies, die sich nun nach der Groko-Einigung kritisch zu Wort melden. Das Imperium der Altvorderen schlägt zurück.
Keine Frage, die Sorge um die CDU spielt sicherlich eine gewichtige Rolle. Doch auffallend ist, dass vor allem die Männer jetzt mäkeln, die noch eine Rechnung mit Merkel offen haben; die sich immer gegen sie stellten, als vor zwei Jahrzehnten die Karriere der Ostdeutschen von der CDU-Generalsekretärin zur Parteichefin bis zur Kanzlerin ihren Verlauf nahm.
Damals galt Merkel nur als Übergangslösung, die man nicht ernst nahm, die nach der Spendenaffäre Helmut Kohls die Scherben aufkehren sollte, um dann für einen starken Mann Platz zu machen. Möglichst für einen des legendären „Andenpaktes“, einem Bündnis von CDU-Männern, die sich gegenseitig Treue geschworen hatten. Ihm gehörten unter anderem an: Christian Wulff, Roland Koch und Friedrich Merz. Merz war in diesen Tagen der erste Partei-Oldie, der die Kanzlerin wegen des Verlustes des Finanzministeriums an die SPD scharf attackierte: „Wenn die CDU diese Demütigung auch noch hinnimmt, dann hat sie sich selbst aufgegeben“, so der Sauerländer. Starke Worte.
Merz ist immer noch für eine Schlagzeile gut. Weil er von Merkel auf ihrem Weg nach oben zuallererst geschasst worden ist – 2002 nahm sie ihm das Amt des Fraktionsvorsitzenden weg, welches er glänzend ausfüllte; das hat er ihr nie verziehen. Später zog sich der heute 62-Jährige frustriert aus der Politik zurück. Allerdings erfüllt Merz immer noch die Sehnsüchte vieler in der CDU nach einer konservativen, redegewandten und durchsetzungsstarken Führungsfigur. Ganz Verwegene sehen in ihm sogar einen potenziellen Nachfolger Merkels. Doch in Wahrheit tendiert inzwischen sein Einfluss in der Partei gen null.
Ähnlich verhält es sich mit Roland Koch. Merkel müsse endlich ihre Nachfolge regeln, das schulde sie den Wählern, stichelte er Anfang der Woche. Einst hatte sich Koch erhofft, an Merkels Stelle irgendwann Kanzler zu werden. Doch gelungen ist ihm dies trotz einiger Intrigen nicht. Auch er verließ die Politik. Christian Wulff, ebenfalls einer, der gerne Merkel ersetzt hätte, schweigt hingegen – ihn machte die Kanzlerin 2010 zum Bundespräsidenten. Zwar dauerte seine Amtszeit nur zwei Jahre, aber für ein ehemaliges Staatsoberhaupt gehört es sich nicht, in die Tagespolitik zu grätschen.
Ein weiterer Oldie meldete sich am Mittwoch zu Wort: Volker Rühe, früherer Verteidigungsminister und CDU-Generalsekretär. Die Vorsitzende habe „desaströs verhandelt“, urteilte er. Rühe wäre freilich im Jahr 2000 gerne Parteichef geworden, aber wegen Merkel wurde er es nicht.
Zu guter Letzt ist da noch Norbert Röttgen, der gestern harsche Kritik an der Kanzlerin übte. Merkel habe die „inhaltliche Entleerung der Partei“ betrieben, ließ er wissen. Röttgen ist zwar kein Altvorderer, der 52-Jährige ist sogar noch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Doch auch er hat noch ein Hühnchen mit der Kanzlerin zu rupfen. Nachdem er 2012 als Spitzenkandidat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vermasselt hatte, feuerte sie ihn als Umweltminister. So etwas vergisst auch einer wie Röttgen nicht.
Auszug:
Bis heute ist ungeklärt, wie es zu diesem verbalen Fauxpas kommen konnte. Koch applaudiert danach höflich. Der Ausrutscher sagt freilich etwas über das Verhältnis der CDU-Vorsitzenden zum erzkonservativen Hessen aus – man ist sich von jeher in inniger Abneigung verbunden gewesen. So geht es Merkel mit allen Polit-Oldies, die sich nun nach der Groko-Einigung kritisch zu Wort melden. Das Imperium der Altvorderen schlägt zurück.
Keine Frage, die Sorge um die CDU spielt sicherlich eine gewichtige Rolle. Doch auffallend ist, dass vor allem die Männer jetzt mäkeln, die noch eine Rechnung mit Merkel offen haben; die sich immer gegen sie stellten, als vor zwei Jahrzehnten die Karriere der Ostdeutschen von der CDU-Generalsekretärin zur Parteichefin bis zur Kanzlerin ihren Verlauf nahm.
Damals galt Merkel nur als Übergangslösung, die man nicht ernst nahm, die nach der Spendenaffäre Helmut Kohls die Scherben aufkehren sollte, um dann für einen starken Mann Platz zu machen. Möglichst für einen des legendären „Andenpaktes“, einem Bündnis von CDU-Männern, die sich gegenseitig Treue geschworen hatten. Ihm gehörten unter anderem an: Christian Wulff, Roland Koch und Friedrich Merz. Merz war in diesen Tagen der erste Partei-Oldie, der die Kanzlerin wegen des Verlustes des Finanzministeriums an die SPD scharf attackierte: „Wenn die CDU diese Demütigung auch noch hinnimmt, dann hat sie sich selbst aufgegeben“, so der Sauerländer. Starke Worte.
Merz ist immer noch für eine Schlagzeile gut. Weil er von Merkel auf ihrem Weg nach oben zuallererst geschasst worden ist – 2002 nahm sie ihm das Amt des Fraktionsvorsitzenden weg, welches er glänzend ausfüllte; das hat er ihr nie verziehen. Später zog sich der heute 62-Jährige frustriert aus der Politik zurück. Allerdings erfüllt Merz immer noch die Sehnsüchte vieler in der CDU nach einer konservativen, redegewandten und durchsetzungsstarken Führungsfigur. Ganz Verwegene sehen in ihm sogar einen potenziellen Nachfolger Merkels. Doch in Wahrheit tendiert inzwischen sein Einfluss in der Partei gen null.
Ähnlich verhält es sich mit Roland Koch. Merkel müsse endlich ihre Nachfolge regeln, das schulde sie den Wählern, stichelte er Anfang der Woche. Einst hatte sich Koch erhofft, an Merkels Stelle irgendwann Kanzler zu werden. Doch gelungen ist ihm dies trotz einiger Intrigen nicht. Auch er verließ die Politik. Christian Wulff, ebenfalls einer, der gerne Merkel ersetzt hätte, schweigt hingegen – ihn machte die Kanzlerin 2010 zum Bundespräsidenten. Zwar dauerte seine Amtszeit nur zwei Jahre, aber für ein ehemaliges Staatsoberhaupt gehört es sich nicht, in die Tagespolitik zu grätschen.
Ein weiterer Oldie meldete sich am Mittwoch zu Wort: Volker Rühe, früherer Verteidigungsminister und CDU-Generalsekretär. Die Vorsitzende habe „desaströs verhandelt“, urteilte er. Rühe wäre freilich im Jahr 2000 gerne Parteichef geworden, aber wegen Merkel wurde er es nicht.
Zu guter Letzt ist da noch Norbert Röttgen, der gestern harsche Kritik an der Kanzlerin übte. Merkel habe die „inhaltliche Entleerung der Partei“ betrieben, ließ er wissen. Röttgen ist zwar kein Altvorderer, der 52-Jährige ist sogar noch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. Doch auch er hat noch ein Hühnchen mit der Kanzlerin zu rupfen. Nachdem er 2012 als Spitzenkandidat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vermasselt hatte, feuerte sie ihn als Umweltminister. So etwas vergisst auch einer wie Röttgen nicht.
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